
Warum macht es eigentlich Sinn, das Leben zu vereinfachen?
Die Generation, die in den 80er und 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts aufgewachsen ist, hat vor allem drei Maxime mit auf den Weg bekommen: Immer höher, schneller und weiter. Berühmte Werbeslogans aus dieser Zeit waren beispielsweise „Mein Haus, mein Auto, mein Boot…“. Was Kindern und Jugendlichen damals vermittelt wurde? Wer nicht Spießer genug ist, um ein Eigenheim zu besitzen, hat im Leben nichts erreicht.
Doch was ist wirklich dran an diesem Streben nach Besitz und nach Sicherheit? Gibt das, was wir haben, uns wirklich Sicherheit und wie viel Besitz ist für echte Sicherheit notwendig? Bei diesen Fragen gehen die Meinungen heute weit auseinander. Nicht wenige sagen heutzutage, dass sie besser schlafen und glücklicher aufwachen, wenn sie weniger besitzen dafür aber auch mit weniger Kosten leben können. Tatsächlich ist es letztlich gerade das, was heute vielen Menschen neue Energie und Aufwind gibt. Die damit verbundene neue Lebensphilosophie nennt sich Minimalismus.
Einst nur aus der Architektur und dem Design bekannt, beschreibt dieser Begriff heute eine neue Idee von Leben und Besitz. Echter Minimalismus ist dabei vergleichsweise extrem – Kleidung wird nur secondhand gekauft, Bücher kann man günstig auf dem Flohmarkt oder auf Spendenbasaren erwerben und auch Spielzeug ist gebraucht in gutem Zustand genauso gut wie neu. So kompromisslos muss man die Sache natürlich nicht angehen.
Aber es stimmt schon, dass ein wenig Minimalismus jedem von uns guttun könnte. Wir haben hier einmal ein paar Ideen zusammengetragen, wie Sie den Schwung und die positiven Auswirkungen eines leicht minimalistischen Lebensstils mitnehmen können, ohne sich dafür komplett verbiegen zu müssen.
1. Einfach öfter mal aussortieren
Oftmals kaufen wir einfach neue Dinge, obwohl wir noch eine ganze Menge älterer oftmals auch noch gut funktionierender Dinge besitzen. Ob das im Bereich der Kleidung ist, wenn sich Blusen, Oberhemden, T-Shirt oder Hosen im Schrank stapeln und wir die meisten Kleidungsstücke nur wenige Male getragen haben oder im Bereich der Technik. Auch bei Büchern, Zeitschriften und in vielen anderen Bereichen des täglichen Lebens begegnet uns dieses Phänomen. Das Ende davon sind vollgestopfte Zimmer, in denen uns irgendwann der Platz ausgeht.
Dem kann man allerdings abhelfen. Gibt es Bücher, die Sie einmal gelesen haben und die Sie garantiert kein zweites Mal mehr in die Hand nehmen werden? Sortieren Sie diese doch einfach aus. Ob bei einer Bücherspende für das nächste Tierheim, Ihre Kirche oder die städtische Bibliothek – es gibt mit Sicherheit eine Menge Institutionen, die viel damit anfangen können.
Auch Kleidung und Schuhe sind zwei Bereiche, in denen wir oft viel zu viel Besitz anhäufen. Sortieren Sie doch einfach einmal alles aus, was Sie länger als 1,5 – 2 Jahre nicht mehr getragen haben. Suchen Sie sich dann zwei oder drei Teile aus, an denen Sie wirklich hängen und lassen Sie diese im Schrank. Der Rest kann aussortiert werden – weil Sie ihn wahrscheinlich ohnehin nie wieder anziehen werden.
Regelmäßiges Aussortieren schützt Sie im Übrigen nicht nur davor, ständig Dinge zu kaufen die Sie eigentlich ohnehin nicht benötigen. Es ist auch eine gute Hilfe, wenn es darum geht, das Aufräumen zu vereinfachen.
Übrigens: Wenn Sie sich dazu entscheiden, Ihre aussortierten Bücher, Kleidungsstücke, Schuhe, Spielwaren usw. einmal im Jahr auf einem Flohmarkt oder aber regelmäßig auf den einschlägigen Internetseiten für gebrauchte Gegenstände zu verkaufen, können Sie damit nicht nur eine Menge Platz schaffen, sondern auch den Kauf neuer Dinge mitfinanzieren.
2. Kaufen Sie Luxus niemals auf Pump
Nie waren Kredite günstiger als heute. Das wird Ihnen in jedem Laden, bei jeder Bank und in jeder dritten Werbung eingebläut. Dabei wird gerne vergessen, dass Kredite trotzdem Kosten verursachen. Denn auch wenn die Zinsen heute niedrig sind – sie werden in den meisten Fällen trotzdem noch immer fällig. Außerdem bedeutet ein Kredit immer eine Bindung über einen längeren Zeitraum mit einer monatlichen Zahlungsverpflichtung. Wenn es darum geht, Luxusgegenstände zu kaufen, sollten Sie sich nur das anschaffen, was Sie sich in diesem Augenblick auch wirklich leisten können.
Ratenkäufe sollten ausschließlich Dingen vorbehalten sein, die einfach zu teuer sind für eine Barbezahlung. Da wäre beispielsweise das große Auto für eine fünfköpfige Familie. Nur in den wenigsten Fällen werden die Eltern in der Lage sein, ein Auto dieser Größenordnung bar zu bezahlen. Da mag ein Kredit angemessen sein. Eine Finanzierung für ein Handy, einen größeren Fernseher oder eine neue Dolby Surround Anlage sind es allerdings nicht.
3. Teilen kommt wieder in Mode
Es gibt eine Menge Dinge, die Sie problemlos teilen können – und vielleicht auch einfach mal sollten. Sie verstehen sich gut mit dem Nachbarn nebenan? Warum nicht einige Gartengeräte wie beispielsweise den Rasenmäher teilen? Jeder von Ihnen braucht das Gerät einmal alle 1,5 bis 2 Wochen – je nachdem, wie schnell der Rasen sprießt. Den Rest der Zeit steht der Mäher nur im Geräteschuppen. Nutzen zwei oder mehr Haushalte hingegen den gleichen Mäher, wird dieser optimaler eingesetzt und es müssen weniger neue Mäher angeschafft werden.
Auch die Fahrgemeinschaft zur Arbeit ist eine Form des Teilens. So können Sie nicht nur Kosten sparen, sondern tun der Umwelt auch noch etwas Gutes.
4. Weniger ist oftmals mehr
Haben Sie schon einmal den Unterschied zwischen Fleisch aus der Selbstbedienungstheke im Supermarkt und dem Fleisch direkt vom Fleischer gespürt? Dieser Unterschied ist riesig – sowohl in der Qualität als auch im Geschmack des Fleisches. Allerdings in aller Regel auch im Preis des Fleisches. Wer hier eher auf Qualität als auf Masse setzt, muss dafür aber nicht zwangsläufig mehr Geld ausgeben.
Wenn Sie seltener Fleisch essen, dafür dann aber qualitativ hochwertiges und ansonsten Ihren Speiseplan mit vielen weiteren gesunden Gerichten aufpeppen, tun Sie außerdem eine Menge für Ihre Gesundheit.
5. Lernen Sie die kleinen Genüsse des Lebens zu schätzen
Viele Menschen, die regelmäßig shoppen gehen, tun dies, um sich selbst eine Freude zu machen. Dabei kann es so einfach sein, diese Glücksgefühle im Alltag zu finden. Das Betrachten eines wunderschönen Sonnenuntergangs am Stand oder ein Spaziergang mit der ganzen Familie im Frühling oder im Sommer durch den Wald. Einfach mal den Vogelstimmen lauschen und für eine Weile nichts weiter tun, als die Situation zu genießen. Auch das kann eine wohltuende Belohnung nach einem harten Tag sein.
Fazit: Wer mit leichtem Gepäck reist, hat weniger zu tragen
Es ist keine allzu große Weisheit: Wer wenig Gepäck bei sich trägt, muss auch weniger schleppen. Das ist im wahren Leben so, wenn Sie sich auf eine Reise begeben. Natürlich ist das auch im übertragenen Sinne so, denn wer viel mit sich herumschleppt, kann sich dabei auch schnell mal überheben.
Aus genau diesem Grund sollten wir alle unser Leben möglichst vereinfachen. Dass dieser Trend nicht vollkommen neu ist, zeigt der Umstand, dass manches Wirtschaftsmagazin schon vor Jahren vor den möglichen Folgen für den Handel gewarnt hat. Heute weiß man allerdings, dass Nachhaltigkeit und Sparsamkeit Firmen nicht in den Ruin treiben – zumindest nicht, solange diese nach neuen Wegen suchen, diesem Trend gerecht zu werden.