Wenn der Kopf brummt und das Gesicht schmerzt

Ein verspannter Nacken, ein drückendes Schädelgefühl oder ziehende Schmerzen rund um die Kieferpartie – wer kennt das nicht? Gerade in stressigen Phasen meldet sich der Körper auf unangenehme Weise zu Wort. Doch was steckt dahinter, wenn Kopf, Nacken und Gesicht dauernd weh tun?

Eine Frau sitzt mit Kopfschmerzen am Schreibtisch© Pexels / ©Marcus Aurelius

Der Stress sitzt uns im Nacken

Viele Beschwerden beginnen mit Muskelverspannungen. Wenn wir stundenlang am Schreibtisch sitzen, den Blick auf Bildschirm und Handy richten oder uns über Probleme den Kopf zerbrechen, spannen wir oft unbewusst die Nacken- und Schultermuskulatur an. Diese Dauerspannung kann zu Spannungskopfschmerzen führen, die sich dumpf und drückend um den Kopf legen.

Hinzu kommt: Auch unsere Haltung spielt eine entscheidende Rolle. Wer ständig mit vorgestrecktem Kopf sitzt oder die Schultern hochzieht, belastet die Muskeln noch mehr. Der Nacken fühlt sich irgendwann steinhart an, die Schultern werden schwer, und selbst einfache Bewegungen wie ein Kopfdrehen oder Schulterkreisen können schmerzhaft sein.

Oft gesellt sich zu den körperlichen Beschwerden auch psychischer Stress – wir fühlen uns innerlich angespannt, kommen nicht zur Ruhe und nehmen die Schmerzen noch deutlicher wahr. Das kann zu einem Teufelskreis führen, bei dem die Anspannung immer stärker wird.

Zähneknirschen – eine unterschätzte Ursache

"Laut Bundeszahnärztekammer mahlt jeder Zweite hin und wieder mit den Zähnen. Das ist noch kein Alarmzeichen, denn Zahnschmelz ist die härteste Substanz unseres Körpers. Ein gesundes, intaktes Gebiss ohne Karies und Zahnschäden darf auch mal kräftig zubeißen. Doch bei etwa einem Zehntel der Bevölkerung handele es sich um ein dauerhaftes Problem, die Tendenz sei steigend", so die BKK GILDEMEISTER SEIDENSTICKER in ihrem Gesundheitsjournal über das Zähneknirschen.

Dieser sogenannte Bruxismus kann dazu führen, dass die Kiefermuskulatur chronisch überlastet wird. Während wir schlafen, arbeiten die Muskeln im Unterbewusstsein weiter – wir pressen die Zähne zusammen, reiben sie aneinander und setzen das Kiefergelenk unter Dauerstress. 

Betroffene wachen morgens mit Kieferschmerzen, verspannten Wangen oder sogar Ohrenschmerzen auf. Manche klagen auch über Kopfschmerzen, die vom Kiefer ausgehen und sich bis in die Schläfen oder den Nacken ausbreiten.

Auf Dauer kann sich das Zähneknirschen auch auf die Zähne selbst auswirken: Der Zahnschmelz nutzt sich ab, es entstehen Risse oder Abplatzungen. Zusätzlich kann das Kiefergelenk in Mitleidenschaft gezogen werden, was wiederum Schmerzen beim Kauen oder Öffnen des Mundes verursacht. Wer hier früh gegensteuert, kann größeren Schäden vorbeugen.

Was Sie selbst tun können

Es gibt gute Nachrichten: Sie können selbst einiges tun, um die Beschwerden zu lindern und langfristig vorzubeugen.

  • Bewegung & Entspannung: Kleine Dehn- und Lockerungsübungen für Nacken und Schultern helfen, Verspannungen zu lösen. Auch Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, Meditation oder Yoga können den Kiefer beruhigen und den ganzen Körper entspannen.
  • Bewusstes Kauen: Tagsüber bewusst darauf achten, ob Sie die Zähne zusammenpressen. Oft hilft es schon, Zunge und Unterkiefer locker ruhen zu lassen. Manche legen sich als Erinnerung einen kleinen Aufkleber auf den Bildschirm oder den Schreibtisch.
  • Schienen & Hilfe vom Zahnarzt: Wer nachts stark knirscht, kann sich vom Zahnarzt eine Aufbissschiene anpassen lassen. Sie schützt die Zähne und entlastet die Kaumuskeln.
  • Wärmebehandlungen: Wärmepflaster, Wärmekissen oder eine warme Dusche im Nackenbereich können verspannte Muskeln lockern und die Durchblutung anregen.
  • Massagen & Faszienrollen: Eine sanfte Massage von Nacken, Schultern und Kieferpartie kann Wunder wirken. Auch spezielle Faszienrollen oder Massagebälle helfen, tiefliegende Verspannungen zu lösen.
  • Bewusste Pausen im Alltag: Wer viel am Bildschirm arbeitet, sollte regelmäßig Pausen einlegen, in denen man sich kurz bewegt, aufsteht oder die Augen schließt, um dem Körper Erholung zu gönnen.
  • Stressmanagement: Oft ist es nicht nur der Körper, sondern auch der Kopf, der Entspannung braucht. Techniken wie Achtsamkeitstraining, Atemübungen oder das Führen eines Entspannungstagebuchs können helfen, Stressfaktoren zu erkennen und besser mit ihnen umzugehen.

Wann sollten Sie zum Arzt?

Wenn die Schmerzen stark werden, über längere Zeit nicht nachlassen oder Sie zusätzliche Beschwerden wie Schwindel, Sehstörungen, Taubheitsgefühle oder Kiefergeräusche beim Öffnen und Schließen des Mundes haben, sollten Sie unbedingt ärztlichen Rat suchen. Ihr Zahnarzt kann prüfen, ob das Kiefergelenk betroffen ist, und eine geeignete Behandlung einleiten.

Darüber hinaus gibt es weitere medizinische Unterstützungsangebote, die Ihnen helfen können:

  • Physiotherapie: Gezielte Übungen, manuelle Therapie oder spezielle Massagetechniken helfen, Verspannungen zu lösen und die Beweglichkeit zu verbessern.
  • Osteopathie: Osteopath:innen betrachten den Körper als Einheit und behandeln funktionelle Störungen, die zum Beispiel vom Kiefergelenk, der Wirbelsäule oder den Muskeln ausgehen.
  • Kieferorthopädie: Bei schwerwiegenden Fehlstellungen kann eine kieferorthopädische Behandlung sinnvoll sein, um langfristig eine Entlastung zu schaffen.
  • Schmerztherapie: Wenn chronische Schmerzen bestehen, können spezielle Schmerzambulanzen weiterhelfen und gemeinsam mit Ihnen ein individuelles Behandlungsprogramm entwickeln.

Scheuen Sie sich nicht, bei anhaltenden Beschwerden fachlichen Rat einzuholen – oft lassen sich Probleme mit der richtigen Unterstützung deutlich lindern.

Linktipp: Selbsthilfe der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. mit zahlreichen Hilfs- und Informationsangeboten.

Ihr Weg zurück zu mehr Leichtigkeit

Verspannungen, Kopf- und Kieferschmerzen sind oft ein Warnsignal Ihres Körpers: "Hey, hier stimmt was nicht!"

Statt – im wahrsten Sinne des Wortes – die Zähne zusammenzubeißen und weiterzumachen wie bisher, lohnt es sich, genau hinzuhören. Fragen Sie sich: 

  • Woher kommt die Anspannung? 
  • Was tut mir gerade gut, und was raubt mir Kraft?

Mit etwas Achtsamkeit und regelmäßigen Entspannungsritualen können Sie viel dazu beitragen, Ihre Beschwerden zu lindern.

Kleine Veränderungen im Alltag – wie eine bessere Sitzhaltung, bewusste Pausen oder gezielte Übungen – haben oft eine große Wirkung. Und wenn nötig, stehen Ihnen Fachleute wie Zahnärzt:innen, Physiotherapeut:innen oder Osteopath:innen zur Seite.

Das Wichtigste: Seien Sie geduldig mit sich selbst. Ihr Körper braucht Zeit, um aus alten Spannungsmustern herauszukommen. Aber Schritt für Schritt können Sie sich mehr Leichtigkeit, weniger Schmerzen und ein spürbar entspannteres Lebensgefühl zurückholen – und das ist es allemal wert.