

Pflegende sind nicht selten auf Hartz IV angewiesen und ständig am Limit. Sie können nichts in die eigene Altersvorsorge einzahlen und blicken in eine finanziell ungewisse Zukunft. Auch die Pflegereform zu Jahresbeginn bringt nicht wirklich Besserung: Immer noch erhalten Pflegende viel zu wenig und sind dann im Alter nicht ausreichend abgesichert. Ihre Sorgen müssen sie aber nicht alleine tragen. Verschiedene Vereine stehen ihnen zur Seite, wie „wir pflegen e. V.“, eine bundesweite Interessenvertretung, die sich für mehr Anerkennung, mehr Unterstützung und finanzielle Sicherheit für pflegende Angehörige einsetzt.
Mit welchen Problemen sind Pflegende konfrontiert?
„Abgesehen von Geldnot sind es emotionale und körperliche Überlastung und fehlende Infos. Häusliche Pflege zu organisieren – sich mit dem Arbeitgeber abzusprechen, Hilfen zu beantragen, den Alltag zu strukturieren und die Bürokratie zu bewältigen – erfordert viel Kraft und Zeit. Wichtig sind deshalb unabhängige Anlaufstellen und Beratungen zu Hause.“
Wo bekommen pflegende Angehörige Unterstützung?
„Bei Pflegestützpunkten vor Ort, Sozialverbänden, Verbraucherzentralen, Pflegeberatungsstellen der Kommune oder der Pflegekasse. Die Berater kommen auch auf Wunsch zu den Familien nach Hause. Die beste Unterstützung ist aber der Austausch mit anderen Betroffenen. Sie haben oft wertvollere Hinweise als professionelle Helfer.“
Wie hilft die Initiative gegen Armut durch Pflege?
„Gemeinsam mit Betroffenen tragen wir das Thema in die Medien und die Öffentlichkeit und stellen Forderungen an die Politik. Auf unserer Website bieten wir viele wichtige Hintergrundinfos an.“
Welche staatlichen Leistungen gibt es für Pflegende?
„Auf Pflegegeld haben Bedürftige Anspruch nach Eingruppierung in einen Grad. Anträge werden bei der Pflegekasse gestellt. Angehörige erhalten ab einer bestimmten Pflegestundenhöhe Renten- und Arbeitslosenbeiträge und sind unfallversichert. Entlastung, etwa bei eigener Krankheit, bieten Verhinderungs- und Kurzzeitpflege.“
Mit welchen Kosten müssen Angehörige etwa rechnen?
„Die Leistungen der Pflegeversicherung decken nur ein Drittel ab. Die Hauptlast der Pflegefinanzierung tragen die Familien. Wenn man die durchschnittliche Pflegedauer von neun Jahren einbezieht, ist das ein Grund für die Armutsspirale vieler pflegender Familien.“
Was tun, wenn die Kasse für Leistungen nicht aufkommt?
„Da hilft nur der Widerspruch. Das ist eine bürokratische Hürde, die Kraft kostet, oft aber Erfolg hat. Viele Angehörige nutzen ihre Mitgliedschaft in Sozialverbänden, um ihre Rechte durchzusetzen.“
Was können Pflegende für sich tun, um die emotionale Belastung auszuhalten?
„Wichtig ist, die Entlastungs- und Unterstützungsoptionen zu kennen, zu beantragen und zu nutzen. Vielen hilft es, sich mit Gleichbetroffenen auszutauschen. Hier sind Online Angebote und ein soziales Netzwerk wichtig, gerade weil man in der aktuellen Pflegesituation oft kaum noch vor die Tür kommt.“