„Lies nicht mit der Taschenlampe.“ Oder: „Sitz nicht so krumm.“ Den fürsorglichen Ermahnungen von Mutter oder Oma ist wohl kaum jemand entgangen – und hat sie vielleicht selbst schon weitergegeben. Leider sind sie falsch. Aber sogar Mediziner gehen solchem Irrglauben bis heute auf den Leim – obwohl er widerlegt ist.
Rohes Gemüse ist ganz besonders gesund
Nur in Maßen. Manches, etwa Bohnen, ist roh sogar giftig und wird erst durch Erhitzen genießbar. Bei anderen Sorten, zum Beispiel Kohl und Möhren, kann der Körper die Vitamine A, D, E und K sowie Carotin nur gegart aufnehmen. Gemüse besser schonend dünsten und für Smoothies im Zweifelsfall kurz blanchieren.
Lesen bei schwachem Licht verdirbt die Augen
Das ist nicht wahr. Schuld an einer Sehschwäche sind unsere Linsen, die mit zunehmendem Alter weniger elastisch werden, oder angeborene Sehfehler. Gucken im Funzellicht strengt allerdings mehr an, das kann zu Kopfweh führen.
Nach dem Essen soll man nicht schwimmen gehen
Nach einem normalen Imbiss besteht keine Gefahr im Wasser. Nur wer extrem vollgestopft ist, könnte beim Schwimmen Krämpfe bekommen, da der Magen viel Blut für die Verdauung bindet.
Wir nutzen nur zehn Prozent unseres Gehirns aus
Sofern keine Schädigung oder Krankheit vorliegt, wird jede graue Zelle unserer Denk- und Schaltzentrale täglich gefordert. Und: Auch Hirnzellen werden wie alle anderen Körperzellen lebenslang immer wieder neu nachgebildet.
Pilze darf man nicht wieder aufwärmen
Früher waren auf Champignons & Co. oft giftige Schimmelpilze, die bei den Zuchtpilzen heute nicht mehr vorkommen. Da die Schwammerl aber weiterhin leicht verderblich sind, sollten sie im Kühlschrank und nicht zu lange aufbewahrt werden, bis sie aufgewärmt werden.
Vor dem Sport sollte man sich erst mal dehnen
Neuere Studien zeigen, dass Dehnen weder vor Muskelkater noch vor Verletzungen schützt. Manchmal führt es sogar zu Muskelzerrungen. Sanftes Aufwärmen vor dem Sport sei wesentlich besser, raten Mediziner und Physiotherapeuten.
Kortison ist schädlich für den Körper
Es ist ein lebenswichtiges Hormon, das unter anderem entzündungshemmende Reaktionen im Körper auslöst. Diese Wirkung wird auch therapeutisch genutzt – was bei hohen Dosen über lange Zeit tatsächlich Nebenwirkungen wie Übergewicht, hohen Blutdruck oder Wassereinlagerungen auslösen kann. Gezielt, etwa als Salbe oder Spritze, verabreicht und richtig dosiert ist es aber höchst heilsam und ungefährlich.
Bei Nasenbluten hilft es, den Kopf nach hinten zu legen
Umgekehrt funktioniert es: Kopf nach vorn, damit das Blut abfließen kann und nicht geschluckt wird oder gar in die Luftröhre gelangt. Meist gelingt es auch, durch Zusammendrücken der Nasenflügel die Blutung zu stoppen.
Viel Zucker macht Kinder hyperaktiv
Entwarnung: Diverse Studien weltweit zeigen, dass Süßes nicht zum Zappelphilipp macht. Aber manche Farbstoffe in Naschereien können die Aufmerksamkeit von Kindern beeinträchtigen. Auf Warnhinweise auf der Packung achten.
Bei Vollmond schläft man schlechter
Eine neuere Studie des Max-Planck-Instituts mit 1.265 Menschen belegt, dass sich das Schlafverhalten nicht verändert. Damit gilt eine ältere Schweizer Untersuchung mit 33 Probanden als widerlegt, die – geringe – Mondeinflüsse auf unseren Schlummer ausgemacht hatte.
Nächtliche Mahlzeiten machen dick
Früher glaubte man, wir würden im Schlaf keine Energie verbrauchen und spätes Essen gleich als Fett auf die Hüfte wandern. Stimmt aber nicht. Wenn wir zunehmen, liegt es nur daran, dass wir mehr Kalorien zu uns nehmen, als wir verbrauchen – egal zu welcher Uhrzeit. Eine späte schwere Mahlzeit kann uns allerdings beim Einschlafen Probleme machen.
Fingerknacken verursacht schmerzhafte Arthritis
Was genau das Geräusch verursacht, ist noch unklar. Fest steht heute aber: Das Knacken ist sogar gesund, weil während des Überstreckens die umliegenden Muskeln kurz entspannt werden. Selbst wenn es ohne großes Dehnen knackt, ist dies unbedenklich und deutet nur auf angeborene lockerere Fingergelenke hin. Nur wenn es beim Knacken schmerzt, sollte man zum Arzt.
Der Schlaf vor Mitternacht ist am erholsamsten
Wann wir am besten schlafen, hängt eher von unserer inneren Uhr ab. Es nützt nichts, sich wach im Bett zu wälzen, egal, ob vor oder nach Mitternacht. Wichtig ist nur, dem Körper regelmäßig ausreichend Schlaf zu gönnen – je nach Veranlagung zwischen fünf bis acht Stunden.
Mundgeruch wird durch Magenprobleme verursacht
Sogar unter Ärzten kursiert die Meinung, dies deute auf Helicobacter-Bakterien im Magen hin. Dabei entsteht der üble Atem zu 90 Prozent in der Mundhöhle, etwa auf der Zunge oder durch Parodontitis. Selten sind auch die Rachenmandeln oder eine Nebenhöhlenentzündung schuld.
Wunden heilen ohne ein Pflaster besser
An der Luft trocknet die Verletzung schnell – aber unter dem Schorf bleiben Wundsekret und Bakterien eingeschlossen. Das verzögert die Heilung. Besser: unter einem Pflaster die Wunde mit Jodsalbe feucht halten und es öfter wechseln. Erst wenn’s nicht mehr nässt, darf Luft dran.
Gerade sitzen ist gut für den Rücken
Wer sich immer mal wieder anders in den Stuhl lümmelt, macht es in den Augen von Orthopäden ganz richtig. Denn langes aufrechtes Sitzen ist Gift für die Wirbelsäule. Die starre einseitige Belastung geht auf die Wirbelgelenke und verspannt die Muskeln im Rücken und Nacken. Der Körper bildet Entzündungsbotenstoffe, die die Schmerznerven reizen – und schon tut’s weh. Also besser immer mal die Sitzposition ändern, zwischendurch auch mal aufstehen oder kleine Lockerungsübungen machen!