Schadstoffe erkennen und vermeiden: Unser täglich Gift

Schadstoffe erkennen und vermeiden: Unser täglich Gift

Im Essen, in der Kleidung oder in der Wohnung: Fast überall setzen wir unbewusst unsere Gesundheit aufs Spiel. Unser Experte Dr. med. Joachim Mutter weiß, wie man sich schützt.

Ob Flug-, Bau- oder Straßenlärm - wer permanent Krach ausgesetzt ist, produziert verstärkt Stresshormone.© iStock
Ob Flug-, Bau- oder Straßenlärm - wer permanent Krach ausgesetzt ist, produziert verstärkt Stresshormone.

1. Lärm macht krank

Drei von vier Deutschen leiden unter Lärm, jedes 8. Kind ist hörgeschädigt

Es ist zwar kein Schadstoff, aber das Umweltgift Nummer eins. Lärm macht krank – und kann uns sogar töten! Ganz gleich, ob es sich um Flug-, Bau-, Straßenlärm oder um lästige Musik aus Nachbars Wohnung handelt, wer permanent Krach ausgesetzt ist, produziert verstärkt Stresshormone. Diese überflüssige Aufregung zerrt nicht nur an den Nerven: Sie schädigt vor allem die Gefäße, Herzinfarkt und Schlaganfall sind anerkannte Langzeitfolgen. 

So schützen Sie sich: Vermeiden Sie Lärmquellen, so weit es Ihnen möglich ist. Bei massivem Baulärm wenden Sie sich an die Gemeinde, bei Lärm von nebenan an den Vermieter. 


2. Schadstoffe in der Kosmetik

In fast jedem 3. Kosmetikprodukt stecken schädliche Chemikalien

„Gerade in Produkten, die Ihrer Haut tagtäglich ganz nahe kommen, stecken eine Vielzahl von bedenklichen Stoffen, die unter anderem als Konservierungsmittel, Farb- und Reinigungsverstärker eingesetzt werden“, weiß Dr. med. Joachim Mutter. So enthalten zum Beispiel Deostifte Aluminium, was die Wirkung von Quecksilber erhöhen kann. Glyzerin und Kaolin (Tonerde) in Cremes verstopfen zudem die Haut und behindern die Entgiftung. „Von einigen Stoffen in Badezusätzen, Duschgels und Haarwaschmitteln weiß man, dass sie die Zellfunktion stören“, so Mutter weiter. Und: „Diethylphthalat in Parfums etc. löst bei Ratten sogar Krebs aus.“

So schützen sie sich: „Am besten zu Bio-Produkten greifen“, rät der Arzt. „Das hilft Ihnen und auch der Umwelt.“

3. Wohngifte

Gesundheitsgefahr in den eigenen vier Wänden

Möbel: „In Zeiten der Gewinnmaximierung werden immer mehr Möbel in Billiglohnländern produziert – meist ohne Umweltstandards“, so Mutter. „Daher kann zum Beispiel aus Holzspanplatten billiger Möbel krebserregendes Formaldehyd ausgasen, das über die Lunge und die Haut aufgenommen wird.“

Teppiche: „Die sind nicht viel besser, weil sie nicht selten in Entwicklungsländern mit gefährlichen und bei uns verbotenen Insektiziden als Fraßschutzmittel sowie mit Fungiziden gegen Schimmel bearbeitet werden.“

Lacke und Farben: Ebenfalls oft heikel. Denn einige Lacke und Farben enthalten Nanoteilchen, die leicht in den Körper gelangen, da sie klein sind und eingeatmet werden können. Ihre Auswirkungen auf die Gesundheit sind immens.

Kleidung: Rund 7.000 Chemikalien werden in der Textilproduktion verwendet. Besonders Dritte-Welt-Länder greifen bei der Herstellung darauf zurück, da sie billig sind. Einige davon gelten laut EU-Chemikalienrecht als „besonders bedenkliche Substanzen“.

Spielzeug: Bei einer aktuellen Untersuchung wurde in fast jedem 10. Spielzeug gefährliche Weichmacher gefunden. Mögliche Konsequenzen für die Kleinen: Allergien oder Asthma.

So schützen Sie sich: Rat von Dr. med. Joachim Mutter: „Achten Sie beim Kauf von Möbeln, Spielzeug und Co. darauf, dass die Produkte mit dem blauen Umweltengel ausgezeichnet sind.“ Und: Vertrauen Sie Ihrer Nase. Wenn Möbel oder Stoffe giftig müffeln: Finger weg! Außerdem wichtig: regelmäßig lüften.

4. Feinstaub

Experten warnen vor Schadstoffen in der Luft: Feinstaub ist schon in kleinen Mengen schädlich

Glaubt man dem Umweltbundesamt in Berlin, sterben pro Jahr allein in Deutschland mindestens 15.000 Menschen durch verkehrsbedingte Feinstäube. „Vermutlich fordern die Partikel Entzündungen in der Lunge und aktivieren die Immunzellen, die daraufhin andere Körperzellen angreifen“, so Mutter.

Doch nicht nur im Straßenverkehr kann die Feinstaubbelastung hoch sein. Je nach Heizsystem ist das auch in den eigenen vier Wänden ein Thema. „Etwa beim Heizen mit Holz entstehen feinste Rußpartikel, die im Verdacht stehen, Krebs auszulösen“, weiß der Experte. Auch Laserdrucker setzen bei jedem Druck- vorgang Tonerfeinstäube frei, die über die Atmung in den Blutkreislauf gelangen.

So schützen Sie sich: Laserdrucker, Kopierer und Co. immer in einem separaten Raum mit eigener Lüftung aufbewahren. Für den Kamin gilt: Lassen Sie ihn regelmäßig fachmännisch reinigen, achten Sie auf einen ausreichenden Zug, und verwenden Sie nur gut durchgetrocknetes Brennmaterial.

5. Schadstoffe in Lebensmitteln

Diese 5 Umweltgifte findet man am häufigsten auf dem Teller

Acrylamid: Gilt als krebserregend und entsteht beim Braten, Backen, Frittieren und Rösten. Kann außerdem in Chips, Pommes oder Brotkrusten enthalten sein. Tipp: zu starke Bräunung beim Kochen vermeiden.

Schimmel: Schimmelpilze erkennt man daran, dass sie Brot, Nüsse und Co. mit einem weißlichen „Teppich“ überziehen. Gefährlich, denn: Jeder Schimmelpilz bildet toxische Stoffe. Deshalb: verschimmelte Nahrung komplett wegwerfen, nicht nur die befallenen Stellen.

6. Elektrosmog

Fest steht: Wo Strom fließt, entstehen elektromagnetische Felder. Ob Smartphone, iPad, Babyfone oder WLAN – überall sind wir den Strahlen ausgesetzt. Und das sogar, wenn die Geräte überhaupt nicht eingeschaltet sind. Wie stark diese unsere Gesundheit gefährden, darüber streiten sich die Experten. Doch Studien beweisen immer wieder ihren negativen Effekt, und Dr. med. Joachim Mutter ist sich dessen ebenfalls sicher: „Wer ständig bestrahlt wird, leidet nicht nur an Schlafstörungen, Tinnitus, Schwindel und Kopfschmerzen, die Strahlen erhöhen auch das individuelle Risiko für Blutdruckschwankungen, Depression und sogar Krebs. Gleichzeitig hindern sie den Körper an seiner Fähigkeit, sich selbst von Giftstoffen zu befreien.“ Forscher gehen sogar davon aus, dass Langzeitmobiltelefonierer an Hirn-, Augen- und Mundspeicheldrüsenkrebs erkranken können.

So schützen Sie sich: Nur so viele Elektrogeräte wie nötig besitzen. Und: „Nutzen Sie, wann immer möglich, Telefone mit Schnur, und halten Sie Ihre Handygespräche möglichst kurz.“

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