Hier spielt die Musik!
Die Soli der Saxofone schallen durch das French Quarter. Hier, in der historischen Altstadt mit ihren farbenprächtigen Häusern aus der Kolonialzeit, schlägt das Herz von New Orleans. Die 1718 von französischen Siedlern gegründete Stadt fiel – kleiner Ausflug in die Geschichte – 1762 an die Spanier. 1800 gehörte sie wieder Frankreich, und 1803 verkaufte sie Napoleon an die USA.
Die bekannteste Straße im Französischen Viertel ist die Bourbon Street. Hier verschmelzen die aus den Musikclubs, Restaurants und Cafés wehenden Jazz-, Blues- und Soulklänge schon tagsüber mit dem Sound der Straßenmusiker, die „What A Wonderful World“ im Dauer-Repertoire haben.
Herrschaftliche Villen und traumhafte Gärten
Wie wundervoll die Welt ist, die Louis Armstrong in dem Lied besingt, das ihn unsterblich gemacht hat, erleben wir im Garden District. In den grünen Stadtteil bringt uns die älteste Straßenbahn der Welt. Und wirklich: So bildschöne herrschaftliche Villen und traumhafte Gärten, wie die entlang der St. Charles Avenue, sieht man nicht alle Tage.
Bei Einbruch der Dunkelheit zieht es uns in die Gegend rund um den Jackson Square. Und auch wenn der Hurricane-Cocktail im „Pat O’Brien’s“ sehr dazu verleitet, bleiben wir nicht in einer Bar hocken. Nach dem Drink, dessen Name keine Anspielung auf den Wirbelsturm „Katrina“ ist, klappern wir die Clubs im French Quarter ab.
Ein Highlight ist die legendäre „Preservation Hall“, in der waschechter New Orleans Jazz gespielt wird. Am helllichten Tag ein Muss ist das Museum Old U.S. Mint, in dem wir das Kornett bestaunen, auf dem Louis Armstrong als Zwölfjähriger spielen lernte.
Mit Pauken und Trompeten
Mit Pauken und Trompeten feiert New Orleans Karneval, der Mardi Gras heißt und am Faschingsdienstag seinen Höhepunkt erreicht. Er verwandelt die Altstadt in die größte Partyzone der USA und ein Paradies für fantasievoll Kostümierte. Lautstark angeführt von Blaskapellen, schlängeln sich die Paraden durch die Straßen. Von bunten Wagen werden Beads geworfen: Glasperlenketten, nach denen Frauen ihre Hälse und Hände recken. Da Unterkünfte in der närrischen Zeit rar sind, reist man besser schon Tage vor dem 28. Februar an.
Zu jeder Tages- und Nachtzeit willkommen sind Besucher im „Café du Monde“. Es hat rund um die Uhr an 364 Tagen im Jahr geöffnet – außer an Heiligabend. Seine Spezialität sind Beignets, ein Schmalzgebäck, das so dick mit Puderzucker bestäubt ist, dass der auf meiner Bluse landet, weil ich den Mund nicht weit genug aufsperre. „Take it easy“, rät die Kellnerin und lacht. Ich lache mit. Schön, dass die heitere Gelassenheit der Menschen hier auf mich abfärbt.
Die große Leichtigkeit
„The Big Easy“ nennen die rund 390.000 Einwohner ihre Stadt, was auf Deutsch „die große Leichtigkeit“ heißt. Sie nehmen das Leben leicht – und haben ein besonderes Verhältnis zum Tod. Gemeint ist das Faible der Einheimischen für Friedhöfe und Beerdigungen mit fröhlicher Jazzmusik.
Wer diese Vorliebe nicht teilt, lässt sich im 48 Kilometer entfernten Vacherie von der Oak-Alley-Plantage verzaubern. Sie spiegelt den einstigen Glanz der Südstaaten in bester „Vom Winde verweht“-Weise wider. Dass dieses Filmepos komplett im Hollywood-Studio gedreht wurde, können Scarlett-O’Hara-Fans kaum glauben. Kulisse war die Plantage aber für den Film „Interview mit einem Vampir“ mit Brad Pitt.
„Vorsicht bissig“, witzelt unser Guide auf der Bootstour durch die Sümpfe des Cajun Country, als Alligatoren auftauchen. Zu seiner großen Freude gibt es hier auch Flusskrebse en masse, nach denen sich, gedünstet und selbst gepult, die Leute in Louisiana die Finger lecken.
Ein Dreiklang aus Louisiana-Küche, Live-Jazz und Mississippi-Romantik erwartet uns auf dem Schaufelraddampfer „Natchez“. An Bord entdecke ich meine Liebe zu Brotpudding und Dixieland und fühle mich so frei wie Huckleberry Finn. Die Skyline von New Orleans im Blick, ist alles in schönster Harmonie.