Das Geheimnis meines Ichs: Was treibt mich an?

Das Geheimnis meines Ichs: Was treibt mich an?

78 % der 40- bis 49-Jährigen sagen, man kann sein Glück beeinflussen, wenn man sich anstrengt, seine Ziele zu erreichen. Das hat eine repräsentative Umfrage von „Idee für mich“ in Zusammenarbeit mit Emnid ergeben. In jedem von uns rattert ein kleines Maschinchen, sagt Enneagramm-Expertin Mira Mühlenhof. Diese Maschine stellt genau die Sache her, die uns am glücklichsten macht: Liebe zum Beispiel. Oder Erfolg. Mit dem Enneagramm können wir herausfinden, was uns auf der Reise durchs Leben wirklich antreibt. 

„Die Erkenntnisse aus dem Enneagramm können einen aus den Schuhen hauen“

Wie wäre es, wenn Du Dich endlich einmal wirklich selbst verstehen und an- nehmen würdest? Und: Wie wäre es, wenn Du nachvollziehen könntest, warum die Menschen, die Dich umgeben, das tun, was sie tun? Willkommen in der Welt des Enneagramms! Dabei handelt es sich nicht um esoterischen Hokuspokus, sondern um eines der ältesten Persönlichkeitsmodelle der Menschheit. Sein Ursprung ist weit über zweitausend Jahre alt, und es ist heute aktueller als je zuvor. Die Erkenntnisse, die man durch diese Typologie gewinnen kann, können einen förmlich aus den Schuhen hauen. Für viele Menschen ist das Enneagramm der Schlüssel zu einem ganz neuen Verständnis ihrer selbst. Die Wirkung: mehr Power und Ausstrahlung, eine neue Besinnung auf die eigenen Stärken, bessere Beziehungen und vor allen Dingen ein inneres Strahlen – eines der besten Schönheitsmittel überhaupt.

Geheimes wissen neu entdeckt

Das Enneagramm (griechisch: neun Abbilder des Menschen) unterscheidet neun menschliche Persönlichkeiten mit ihren typischen Verhaltensweisen und ihrer unterschiedlichen Art zu denken, zu fühlen und zu handeln. Man kann anhand der Typologie lernen, Menschen tief in die Seele zu schauen. Sich selbst übrigens auch.

Lange Zeit wurde das Enneagramm der Esoterik zugeordnet und bekam damit den Stempel von lila Wollsocken aufgedrückt. Zu Unrecht, wie ich finde. Obwohl die Typologie inzwischen auch im Business-Kontext verwendet wird, besetzt sie immer noch eine Nische. Fakt ist, dass das Enneagramm durch die Hirnforschung bestätigt wird. Es ist ein kraftvolles Instrument zur Selbsterkenntnis und kann tiefgehende Menschenkenntnis vermitteln. Man schlägt mit dem Enneagramm einen persönlichen Entwicklungsweg ein, der weit über die Vorstellungskraft hinausgeht. Und wer sich tiefer mit dem Modell beschäftigt, der kann nachvollziehen, warum es lange Zeit als Geheimwissen gehandelt wurde (das erste Buch dazu ist erst vor knapp fünfzig Jahren erschienen): Die Kenntnisse, die man mit dem Enneagramm über sich und andere gewinnen kann, können ein Segen oder auch eine Waffe sein.

Ich war auf die Wahrheit gestoßen

Ich selbst erlebte mit dem Enneagramm eine Offenbarung: Ich hatte bereits ein Buch zum Thema gelesen und suchte in einer Buchhandlung nach weiterführender Literatur. Vor dem Regal stehend, zog ich ein Enneagramm-Buch heraus, schlug es willkürlich auf und erlebte, wie sich einer der Sätze förmlich aus dem Buch herauslöste und mir mitten ins Gesicht sprang: Du darfst keine eigenen Gefühle und keinen eigenen Willen haben.

Mir wurde gleichzeitig heiß und kalt. Es fühlte sich an, als hätte mir jemand mit einem Baseballschläger einen Schlag versetzt. Ich zitterte, mir brach der Schweiß aus, alles geriet ins Wanken. So fand ich mich wenig später auf dem Fußboden wieder, lachend und weinend zugleich. Eine irritierte Buchhändlerin beugte sich über mich und fragte besorgt, ob sie mir irgendwie helfen könne. Ich war gar nicht in der Lage, zu sprechen und konnte nur wüst mit dem Kopf schütteln. Zum Glück ließ sie mich in Ruhe und ich sammelte mich wieder. Erst später verstand ich, was an diesem Tag in der Buchhandlung passiert war: Ich war auf eine tiefe Wahrheit meiner selbst gestoßen, die ich in meinem bisherigen Leben verdrängt hatte. Ich hatte mein unbewusstes Selbstbild, meinen tiefsten inneren Glaubenssatz, entlarvt.

Verflixte Kiste, das tat weh! Und gleichzeitig tat es gut, endlich zu verstehen, warum ich so bin wie ich bin. Warum ich immer das Gefühl habe, mich verstellen zu müssen, um gemocht zu werden. Warum ich mich nicht um mich und meine Bedürfnisse kümmere, sondern ständig den Anforderungen der anderen genügen will. Warum ich nicht „Nein“ sagen und für mich einstehen kann.

Gefühle von Scham und Befreiung

Die folgenden Wochen und Monate waren kein Spaziergang. Ich las viel über das Enneagramm und fühlte mich wie eine Karikatur meiner selbst. Ich las Beschreibungen meines Persönlichkeitsmusters, die so treffend waren, dass ich mir vorkam wie ein menschliches Abziehbild, wie ein Roboter. Ich fühlte mich total ertappt und fragte mich, ob ich denn überhaupt ein Individuum sei. Hatten mich meine Eltern im Katalog bestellt? Ich fand es abschreckend und faszinierend zugleich, dass die Beschreibungen meiner Persönlichkeit so treffend waren. Die Autoren kannten mich doch gar nicht, wie konnten sie so etwas über mich schreiben? Himmel! Hatte ich wirklich ein so schräges beziehungsweise falsches Bild von mir selbst gehabt? War ich blind durch mein Leben gestolpert? Gleichzeitig lieferte mir das Enneagramm viele befreiende Erkenntnisse: Endlich verstand ich mich und mein Leben – und zwar rückwärts. Endlich wusste ich, wo meine Baustellen sind. Woran ich zu arbeiten habe.

Der Schlüssel zum Sehen

Ich begann, Kurse über das Enneagramm zu geben. Im Laufe der Jahre konnte ich ein interessantes Phänomen beobachten: die Tendenz zur Fehlidentifikation. Viele ordnen sich im ersten Kontakt mit dem Enneagramm nicht dem Persönlichkeits-Typus zu, der sie sind, sondern dem, der sie gern wären. Dagegen ist auch gar nichts einzuwenden. Nur: Dann ändert sich nichts! Wer seine Persönlichkeit entwickeln und sein Leben nachhaltig verändern möchte, der benötigt eine tiefgreifende Selbsterkenntnis. Menschen auf diesem Weg zu begleiten, zu solch einer lebensverändernden Erkenntnis, einem solchen Aha-Erlebnis, ist seitdem meine Mission. Dabei ist es egal, ob die Erkenntnis – wie in meinem Fall – einfach vom Himmel fällt oder sich nach und nach ins Bewusstsein schiebt. Die Wirkung ist die gleiche: Es verändert sich alles.

Ein kleiner Selbstversuch

Neugierig geworden? Hier stelle ich Dir zehn innere „Maschinen“ vor, die Menschen antreiben können: die neun ursprünglichen Enneagramm-Typen und einen von mir ergänzten Typus. Jemand, der zum Beispiel von der Maschine „Harmonie“ angetrieben wird, wird sich in allen Lebenslagen automatisch so verhalten, dass möglichst viel Harmonie hergestellt wird. Deine Maschine versucht auf diese Weise, einen Mangel, der tief in Dir steckt, zu befriedigen. Darum hast Du das Gefühl, dass Du glücklich bist, wenn Deine Maschine viel von ihrem Produkt herstellt. Die Wirklichkeit sieht jedoch anders aus. Deine Maschine stellt zwar ein Produkt her, das sich toll anfühlt – die Wirkung hält aber nicht lange an! Darum läufst Du Deinem Glück ein Leben lang hinterher.

Das Verhalten, das aus den Maschinen resultiert, ist Dir nicht bewusst. Andere Menschen jedoch können es sehen beziehungsweise wahrnehmen. Solange Du aber selbst nicht weißt, welches Produkt Deine innere Maschine herstellt, wirst Du immer wieder die gleichen Gedankenmuster und Gefühle haben und ähnliche Situationen erleben. Um aus diesem Hamsterrad auszusteigen und Zugang zu Deinen verborgenen Talenten und Ressourcen zu bekommen, gilt es zunächst, eine „Kröte“ zu schlucken. Diese Metapher steht dafür, ehrlich mit sich selbst zu sein und die Bereitschaft zu zeigen, auch eine unangenehme Wahrheit über sich selbst anzunehmen. Die Belohnung folgt auf dem Fuße: Du kannst Deine alten Verhaltensmuster zwar nicht von heute auf morgen ablegen, aber Du hast den größten und wichtigsten Schritt zur Selbstannahme, zur Selbstliebe schon geschafft!

Hilfreich ist dabei jeweils ein heilender Satz, an dem Du Dich orientieren kannst. Welcher tut Dir besonders gut? Welcher Typ bin ich? Die Beschreibung der Maschinen, der dazugehörigen Kröten und der heilenden Sätze können Dir erste Anhaltspunkte über Deinen eigenen Typus liefern. Deinen wahren Enneagrammtyp wirst Du allerdings erst dann gefunden haben, wenn Du ihn auch tief in Deinem Herzen fühlen kannst.

Oft ist dieses Fühlen des Musters, das Entlarven des eigenen falschen Selbstbildes, mit einer gewissen Scham verbunden: Du bist unangenehm berührt. Gleichzeitig wird das spürbar, was die „innere Befreiung“ genannt wird: Du verstehst Dich selbst besser, schaust ganz anders auf Dein Leben und Deine zwischenmenschlichen Beziehungen und erkennst Deine wahren Talente.

Mit diesem neuen Wissen über Dich selbst kannst Du jetzt zu fremden Ufern aufbrechen. Das fühlt sich verdammt gut an. Und das Wichtigste dabei: Du kannst Dich endlich so annehmen, wie Du bist. Du kannst Deinen Mangel nachhaltig stillen und musst nicht in der Außenwelt nach Erfüllung suchen. Das ist der entscheidende Schritt zur Selbstliebe und zum inneren Frieden.

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