Liebesgewitter

Liebesgewitter

Ein paar letzte Stunden auf Formentera, ein heißer, schwüler Tag, ein feuriges Gewitter, eine ziemlich enge Telefonzelle und zwei sexhungrige Urlauber — der Stoff, aus dem erotische Geschichten gemacht sind.

Telefonhörer hängt am Kabel herunter© iStock
Telefonzellen sind nicht unbedingt zum Telefonieren gedacht...

Formentera, ein Ferienbungalow und viel Sonne! Das alles genoss ich nun schon seit zwei Wochen. Mein Mann und die Kinder waren wegen des Schulbeginns schon abgereist. Ich hatte nun noch fast eine Woche für mich alleine. Seit 3 Jahren fuhren wir, hier her, und seit 3 Jahren kannte ich Benni schon. Ich betone: auf freundschaftlicher Basis. Dann passierte es, dass ich kein Bargeld und auch keine Zigaretten mehr hatte. Die letzten Devisen waren für das Taxi zum Flughafen draufgegangen. Benni sollte meine Rettung sein, bevor ich Zeit hatte, wieder Geld zu wechseln. Ich schlenderte um die Bucht und hoffte, er würde zu Hause sein. Glück muss der Mensch haben! Vor zwei Tagen war seine Freundin nach Deutschland abgereist — sie hatten sich verkracht, wie das nicht nur bei jungen Leuten vorkommt.

Als ich an der Tür läutete, blieb es still. Aber er da war, denn das sah ich an dem Rennrad, das an der Hauswand lehnte. Ich ging um das Haus herum, da ich vermutete, dass Benni sich auf der Terrasse aufhielt. Meine Annahme war richtig: Benni lag splitterfasernackt in einem Stuhl. Durch ein kurzes Hüsteln machte ich mich bemerkbar. Benni blinzelte in die Sonne, grinste mich an und sagte: „Du kommst gerade recht. Setz dich! Willst du auch einen Pernod?“
Ich nickte und sagte: „Wenn du dazu noch eine Zigarette hättest, könntest du einer alten Dame das Leben retten!“
„Klar, bring‘ ich mit!“ versprach er, stand auf und verschwand im Haus. Eigentlich hatte ich gar nicht hinsehen wollen, aber es war unvermeidlich gewesen, zu bemerken, dass sein bestes Stück Richtung Sonne ragte. Beim Aufstehen war mir dies nicht entgangen — auch die leichte Röte, die in seinem Gesicht aufgezogen war. Als er mit dem Getränk und einer Schachtel Zigaretten auf der Terrasse erschien, hatte er Boxershorts an.
„Ich kam mir eben so nackt vor!“ sagte er erklärend, als er spürte, dass ich die Veränderung bemerkt hatte.
Ich nahm den Drink und die Zigarette, und Benni gab mir Feuer. Den ersten Zug sog ich tief ein und fühlte mich ganz kribbelig, war froh, dass ich mich an dem Glimmstängel festhalten konnte. Zwei Stunden keine Zigaretten und schon Entzugserscheinungen? Nein, das war es nicht, weshalb ich plötzlich nervös war. Bennis Körper machte mich an — auch in Boxershorts! Wäre seine Freundin — übrigens eine reizende junge Frau — hier gewesen, wäre ich gegangen. Warum war sie auch frühzeitig abgereist? Ich betrachtete Bennis breites Kreuz, seine Haut, die wie Alabaster in der Sonne glänzte, diese muskulösen Arme und genau die Menge Brusthaare, die mich persönlich ansprechen.
Gefallen hatte mir Benni immer schon. Aber mir wäre im Traum nicht eingefallen, ihm schöne Augen zu machen. Das junge Glück war mir heilig.
„Dein Getränk schmeckt köstlich!“ sagte ich—nur um etwas zu sagen.
„Seit Gigi weg ist, lebe ich von Pernod!“ antwortete Benni. „Ihr vertragt euch sicher wieder!“ wollte ich ihm Mut machen.
„Sie ist eine blöde Kuh!“ sagte Benni wütend. Er blinzelte in die Sonne, ich studierte seine Physiognomie.
„Darf ich noch eine haben?“ fragte ich und deutete auf die Zigarettenschachtel.
„Logisch. Aber es ist die letzte Schachtel. Dann muss einer los!“ beschloss er.
„Was hältst du davon, wenn wir ein paar Schritte um die Bucht gehen und ein Stück rein in die Stadt? Ich muss nämlich auch noch Geld umtauschen“, fragte ich. „Gute Idee. Warte, ich zieh mir bloß ein Paar Jeans an!” freute er sich.
Obwohl es sehr heiß war, hakte ich mich bei ihm unter, als mir Benni kurz darauf vor dem Haus den Arm bot. Unternehmungslustig gingen wir um die Bucht an meinem Bungalow vorbei in Richtung Promenade.
Innerhalb weniger Minuten wurde aus der trockenen Hitze dicke Schwüle, die man fast anfassen konnte. Der Himmel hatte sich verfinstert, und von weitem hörte man dumpfes Grollen. Es würde gleich ein wunderbares Gewitter geben.
„Ist das nicht faszinierend?“ fragte mich Benni. „Solche Naturerscheinungen gibt es in Deutschland nur selten. Wahnsinn, diese Unberechenbarkeit des Himmels!“
Dann fühlte ich einen dicken Tropfen auf der Stirn. Benni nahm meine Hand, und wir beide rannten los. Ich ahnte das Ziel: die einzige Telefonzelle im Umkreis von 10 Kilometern!
Ich juchzte vor Vergnügen, denn jetzt fiel der Regen so richtig auf uns nieder. Es tat gut und wirkte befreiend. Die Zelle war bald erreicht. Doch bevor wir hineingingen, streckten wir beide noch einmal unsere Gesichter ins Nass, das aus dem Himmel kam. Kindliche Freude funkte aus seinen Augen. Spitzbübisch sah er aus. Ich meinte, Verwegenheit darin erkennen zu können. Inzwischen war es stockfinster geworden, und der Regen prasselte gegen das dicke Glas. Es donnerte und blitzte, als würde der Weltuntergang nahen. Benni hielt immer noch meine Hand. Unsere nassen Klamotten rochen ein bisschen wie abgestandenes Meerwasser. Weit und breit war niemand zu sehen. Ein klingendes Geräusch ließ mich nach unten sehen. Ich brach ‚in schallendes Gelächter aus, denn zwei Münzen waren aus Bennis Hosenbein gefallen. Benni lachte auch: „Das Loch in der Hosentasche wollte Gigi seit Wochen zunähen!“
Wie auf Kommando bückten wir uns beide, um das Geld aufzuheben, und stießen fast mit den Köpfen zusammen. Lust und Erotik lagen schwer in der Luft.
„Entweder, wir geben dem Gefühl jetzt sofort nach”, dachte ich, „oder wir verlassen auf der Stelle die Telefonzelle und lassen uns vom Blitz erschlagen . .“
Die Münzen blieben liegen, wir erhoben unsere halbgebückten Oberkörper, streckten die Knie durch und schauten uns groß und stumm an. Benni drückte sich an mich. Ich spürte seine angespannten Oberschenkel, die sich hart gegen meine pressten, und sein Penis war noch härter. Als mich Benni auf meinen offenen Mund küsste, die Augen weit aufgerissen, sah ich unsere Körper dampfen. Das Glas der Zelle beschlug.
Es war nicht leicht, Bennis nassen Reißverschluss der Jeans aufzukriegen. Er musste mir helfen. Auch mein enganliegendes Kleid, unter dem ich allerdings nackt war, ließ sich ob der Nässe nur schwer hochziehen. Ich verschwendete in diesem Moment nicht den geringsten Gedanken daran, das uns jemand sehen könnte. Ganz Formentera hätte unser Publikum sein können. Es war mir egal. Bewusst wurde mir nur, dass Sex in einer engen Telefonzelle nicht ganz einfach war. Wer kommt auch auf so eine Idee? Bennis Hose und die Boxershorts klemmten an den Schenkeln, mein Kleid saß in der Taille fest. Ich hatte genügend Beinfreiheit, dass mich Benni hochheben und ich meine Beine um seine Hüften schlagen konnte. Noch immer klatschte der Regen extrem gegen unseren Zufluchtsort, als ich Bennis bestes Stück spürte und er seinen Weg, ganz leicht, in mich fand. Mit dem Po lehnte ich innen an der Zelle, so dass es dumpf rumste. Die Telefonzelle war von innen total beschlagen, wie in einem Badezimmer nach einem Vollbad.
Jahre war es her, dass ich in dieser Stellung von meinem Mann geliebt worden war. Heute mag ich es lieber bequemer. Für mich war diese abenteuerliche Art jedoch derart anmachend, dass ich vergaß, wie anstrengend sie eigentlich zu praktizieren war. Benni hielt in der Bewegung inne, wollte Zeit gewinnen, sein Pulver nicht gleich verschießen. Ich verschränkte meine Beine fester hinter seinem Rücken und gab nun den Ton an, da meine Lust gespannt wie ein Flitzbogen war. Er atmete mir schwer ins Gesicht, frischer Schweiß lag in der Luft, und der Mangel an Sauerstoff benebelte mich.
Ich hatte das Gefühl, ein heißes Schwert im Bauch zu haben, das immer tiefer in mich eindrang. Benni bekam seinen ‚Knockout‘ , als ich das Gefühl hatte zu ersticken und mich aufzulösen. Wie ein Kokon umschloss uns die Schwüle unserer Höhepunkte. Wir waren bewegungsunfähig und hatten nicht einmal mehr die Kraft, uns voneinander zu lösen. Ganz langsam kam wieder Leben in uns. Ich entkrampfte meine Beinmuskeln an seinen Lenden, ließ meine Beine an ihm hinunterrutschen, bis ich wieder auf festen Füßen stand. Die Luft in der Zelle war zum Schneiden. Benni tat das einzig richtige: Er stieß die schwere Glastür auf.
Bis zu unserem Erstickungstod hätte es nicht mehr lange gedauert. So, wie wir waren, ich immer noch mit hochgezogenem Kleid, Benni mit seinen diversen Hosen, die ihm jetzt in der Kniekehle saßen, stellten wir uns in den Gewitterregen. Eine Labsal wie unsere Lust in der Zelle! „Jetzt eine Zigarette!“ dachte ich. Benni las meine Gedanken, griff in die nasse Hosentasche und holte die aufgeweichte Schachtel heraus. Nasser, zerkrümelter Tabak war darin und etwas, das man nur entfernt als Zigarettenpapier bezeichnen konnte. Lachend zog ich Bennis Hosen hoch, mein Kleid runter und deutete auf die Münzen, die vorhin keiner von uns aufgehoben hatte. Benni nahm sie, und Hand in Hand gingen wir durch den Regen in Richtung Promenade.

So schnell wie das Gewitter gekommen war, war es auch wieder verschwunden. Ich hatte immer noch einen leichten, erotischen Rausch. Die Sonne, die hier immer scheint, brach durch, und man hätte glauben können, das Gewitter sei nur ein Traum gewesen. An meinen weichen Knien merkte ich, dass ich nicht geträumt hatte. Benni und ich hatten noch einen wunderschönen Tag und Abend. Aber unser Telefonzellenerlebnis blieb einmalig. Abends telefonierte er mit Gigi und beschloss, gleich am nächsten Morgen nach Deutschland zurückzufliegen. Ich machte mich einen Tag später auf die Socken. Was sollte ich hier noch — ohne Benni?

Liebesgewitter" aus Sex im Urlaub"  ORION/Carl Stephenson Verlag

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