
Eine im Mai/Juni 2022 von Ernst & Young durchgeführte Umfrage zeigt, worauf es bei der Karriere ankommt. Unter den mehr als 2.000 Studierenden in Deutschland sprachen sich mehr als 50 % dafür aus, dass Praktika und Berufserfahrung wichtige Treiber der eigenen Karriere sein können. Auch das Knüpfen von Kontakten erachten sie als wichtig. Doch eines darf in der heutigen Zeit nicht auf der Strecke bleiben: eine gesunde Work-Life-Balance. Mit der digitalen Transformation im Arbeitsleben ist Selbstmanagement umso wichtiger. Immer mehr Unternehmen bieten ihre Mitarbeitenden die Chance eines flexiblen Arbeitszeitmodells. Hier liegt es am Arbeitnehmer, bewusst zu entscheiden, wann die optimale Balance zwischen Leben und Arbeit besteht.
Warum ist Karriereplanung wichtig?
Der Arbeitsmarkt befindet sich im stetigen Wandel. Daher sollten Karrierepläne niemals wie ein zu enges Korsett gesehen werden, sondern stets die Möglichkeit bieten, sich frei entfalten, flexibel und spontan reagieren zu können. Ein guter Karriereplan dient als Orientierung und roter Faden, er gibt also die Hauptrichtung vor. Doch er schränkt nicht ein und ist anpassbar. Zentrales Thema der Karriereplanung ist, sich zu überlegen, wo man beruflich in den nächsten drei bis fünf Jahren stehen möchte und mit welchen Schritten man dorthin kommen kann. Sicherlich, auch mit Glück ist es möglich, Karriere zu machen. Aber wer alles nur auf sich zukommen lässt, wartet darauf, von irgendwem entdeckt oder gerettet zu werden. Wer seine Karriere hingegen selbst in die Hand nehmen möchte, tut gut daran, einen Karriereplan zu erstellen. Dank ihm kann man die eigene berufliche Entwicklung strukturiert planen. Auch mögliche Umplanungen im Falle einer Entlassung oder einer gesundheitlichen Einschränkung sind damit möglich.
Vor dem Erstellen eines konkreten Plans sollte man folgende Gedanken auf einem Zettel notieren:
- Wo liegen meine Stärken und Schwächen?
- Was möchte ich im Beruf erreichen?
- Ist mir Sicherheit oder Unabhängigkeit wichtiger?
- Lege ich eher Wert auf ein hohes Einkommen oder Sinnhaftigkeit?
- Wie sehen meine Einstellungs- und Aufstiegschancen in den Berufsfeldern aus, die in Frage kommen?
- In welchem Beruf könnte ich glücklich werden?
Um trotz Karriere in Balance und Harmonie leben zu können, ist es erforderlich, immer wieder kurz innezuhalten, auf seinen Körper und seine Psyche zu hören. Für inneres Gleichgewicht können zum Beispiel Entspannungsübungen sorgen. Dazu gehören etwa Gedankenpausen, Meditationen, Atemübungen oder der Aufenthalt in der Natur.
Wertvolle Tipps, um die eigene Karriere strategisch zu planen
Wer seine Bedürfnisse kennt, tut sich leichter, Strategien zu entwickeln, um diese stillen zu können. Doch innerhalb des Berufslebens können sich diese Bedürfnisse verändern. Daher ist es sinnvoll, sich die einzelnen Phasen einer klassischen Karriere anzusehen. Von diesen lassen sich zwei Leitfragen für den Karriereplan ableiten:
1. Was kann ich?
2. Was ist mir wichtig?
Jede berufliche Laufbahn ist verschieden. Doch vereinfacht lässt sich jede akademische Karriere in vier Phasen unterteilen:
- Die Eintrittsphase vor dem Studium:
Zentrale Fragen sind, was man von seiner Karriere erwartet und wie man dies erreichen kann. Es geht darum, einen hierfür sinnvollen Studiengang zu wählen.
- Die Aufbauphase im Studium:
Hier geht es darum, Erfahrungen zu sammeln und Kompetenzen zu entwickeln, um das berufliche Profil schärfen zu können.
- Die Orientierungsphase im Beruf:
An diesem Punkt werden Prioritäten gesetzt und die Work-Life-Balance ausgelotet.
- Die Identitätsphase:
An letzter Stelle steht die Identifizierung mit den getroffenen Entscheidungen sowie deren Reflexion.
Karriere machen lässt sich auf unterschiedliche Art und Weise. Die Essenz einer jeden Planung lautet: Was ist mir wichtig? Ist es Flexibilität oder finanzielle Sicherheit? Wünsche ich mir einen Nine-to-five-Job oder flexible Arbeitszeiten? Möchte ich mehr Zeit für die Familie haben oder ist mit die Karriere wichtiger? Arbeite ich lieber im Team oder unabhängig? Bevor man sich für eine Stelle bewirbt, sollten diese Fragen geklärt sein. Und auch für die Erstellung eines Karriereplans sind die Antworten auf diese Fragen richtungsweisend.
Darauf kommt es bei der Karriereplanung an
In einem 2011 erschienenen Forschungsbereich des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation kristallisieren sich zwei Arten von Karrieren heraus: die vertikale und die horizontale Karriere. Wer bereits damit überfordert ist, sollte unbedingt professionelle Hilfe bei der Karriereplanung in Anspruch nehmen. Mit einem Coaching lässt sich herausfinden, wie die berufliche Situation aktuell aussieht und welche Schritte für die Karriereplanung notwendig sind. Mit einem Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein von Arbeitsagentur und Jobcenter lässt sich eine solche Beratung sogar zu 100 % fördern.
Die vertikale Karriere: Führungskarriere
Ziel: hierarchischer Aufstieg innerhalb des Unternehmens, um mehr Führungsverantwortung zu übernehmen. Angestrebt wird ein Sprung ins (strategische) Management oder an die Spitze des Konzerns.
Die horizontale Karriere: Fachkarriere
Ziel: fachliche Exzellenz und eine hohe Spezialisierung. Das Ziel des Weges von vielen Naturwissenschaftlern, Ingenieuren und Programmierern ist, irgendwann zu den besten ihres Berufs zu gehören.
Daneben gibt es noch weitere Varianten der Karriereplanung. Man kann sich etwa dafür entscheiden, sich selbständig zu machen, als Freiberufler oder Projektmanager zu arbeiten. Je nach Karriereziel sind andere Tipps für die Karriere hilfreich. Meistens empfehlen Motivationstrainer, Karriere-Coaches und Personaler folgende Tipps:
- Erfahrungen sammeln
- eine flexible Strategie entwerfen
- Netzwerken
- Ziele setzen
- Fristen einplanen
- Vorbilder suchen
- notwendige Skills aneignen, etwa über Weiterbildungen
Karriereplan erstellen - so geht’s
Für das Erstellen eines Karriereplans kann man aus verschiedenen Modellen wählen. Die bekanntesten sind das Stufenmodell und die Mindmap. Wichtig ist jedem Fall, den Plan schriftlich festzuhalten.
Der Stufenplan:
- die Karriere wird Schritt für Schritt geplant
- ideal für Berufseinsteiger und Akademiker, die eine vertikale Karriere anstreben
- zur Veranschaulichung kann eine Leiter dienen, wobei jede Sprosse ein abzuarbeitendes Karriereziel darstellt
Das Mindmap-Modell:
- bietet mehr Flexibilität, da keine exakte berufliche Station aufgelistet werden muss
- stichpunktartig werden Vorstellungen, Ideen, Wünsche und Interessen auf einem Zettel festgehalten und anschließend sinnvoll verbunden
- wichtig ist, auch relevante Details wie Arbeitsumfelder, mögliche Positionen und Jobs sowie Fortbildungen festzuhalten
So gut ein Karriereplan auch ausgearbeitet ist – sobald das Leben dazwischenfunkt, muss man offen und flexibel reagieren können. Es kann unter Umständen erforderlich sein, an bestimmten Weggabelungen des Lebens den alten Karriereplan anzupassen oder einen ganz neuen zu entwickeln.

