Beziehungs-Trend: Warum immer mehr Paare getrennte Wohnungen wollen

Beziehungs-Trend: Warum immer mehr Paare getrennte Wohnungen wollen

Etwa 15 Prozent der deutschen Paare leben nicht in einem Haushalt. Viele haben sich ganz bewusst für dieses Modell entschieden. 3 Paare erzählen, warum getrennte Wohnungen DAS neue Lebensmodell sind.

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Sind getrennte Wohnungen tatsächlich DAS Rezept für ewige Liebe?

Living apart together, kurz LAT – so nennt man es neudeutsch, wenn Paare in zwei verschiedenen Wohnungen leben. Ein Beziehungsmodell, das sich wachsender Beliebtheit erfreut: Seit den 1990er Jahren hat sich die Anzahl mehr als verdoppelt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Mit getrennten Heimen streitet man laut Experten weniger über alltägliche Dinge, bleibt spannend füreinander und nutzt die Zeit zusammen dafür intensiver. Nachteile wie fehlende Nähe und hohe Wohnkosten spielen keine gewichtige Rolle.

Vor allem Paare, die sich sicher sind, keine Familie gründen zu wollen, schätzen diese Art des Zusammenlebens. Genauso Menschen in der Lebensmitte, die das ganze Programm mit Kindern und gescheiterter Ehe schon hinter sich haben und/oder die Erfahrungen vergangener Partnerschaften nicht wiederholen möchten. Drei Paare verraten uns mehr darüber, warum sie mit dieser Art des Zusammenlebens so glücklich sind.

Die 2-2-2-Regel: Mehr Beziehungsqualität durch feste Zeiten

Beziehungs-Trend getrennte Wohnungen? 3 Paare berichten aus ihren Erfahrungen

Melanie (32) und Tim (34): "Fast hätten wir uns verloren"

„Unsere Beziehung stand kurz vor dem Aus. Dabei lief alles über Jahre super. Wir lernten uns 2014 in einer Bar kennen. Da wir beide beruflich sehr eingespannt sind und verschiedene Freundeskreise haben, sahen wir uns oft nur am Wochenende. Die gemeinsame Zeit nutzten wir dafür sehr intensiv. Doch immer wieder nervte unser Umfeld uns mit der Frage: Wann zieht ihr denn endlich zusammen? 2017 wagten wir dann ein Experiment: Ich vermietete meine Wohnung unter und zog bei Tim ein, auf Probe. Am Anfang war es aufregend und schön, sich jeden Tag zu sehen. Doch schon bald schlich sich der Alltag ein. Ich fühlte ich mich durch die ständige Präsenz von Tim eingeengt, war gereizt und kraftlos. Wir stritten über jede Kleinigkeit: Offene Zahnpastatuben, verkehrt eingeräumtes Geschirr und herumliegende Socken. Ganz typisch. Hatten wir vorher viel zusammen unternommen, hockten wir jetzt die meiste Zeit auf dem Sofa und sahen fern. Irgendwann schlief auch unser Sexleben total ein. 

Nach sechs Monaten erklärten wir das Experiment für beendet. Ich zog wieder in meine eigene Wohnung ein – und atmete auf. Eine Weile stand das Thema Trennung im Raum. Doch dann erkannten Tim und ich, dass wir beide einfach sehr freiheitsliebende und unabhängige Menschen sind – die sich aber nichtsdestotrotz innig lieben. Wir sind bis heute glücklich zusammen, aber jeder in seinem Reich."

Isabell (44) und Christopher (42): „Die Wochenenden gehören nur uns und unserer Liebe“

„Letztes Jahr haben Chris und ich geheiratet. Zusammenziehen werden wir trotzdem nicht. Ich lebe im Herzen von München zu einem erschwinglichen Preis. Er in einem kleinen Dorf 40 Kilometer entfernt. Die Kombi aus Stadt und Land finden wir beide großartig. Am Wochenende fahre ich meist zu ihm. Jetzt in der Corona-Zeit sowieso. Wir machen Radtouren in der Natur und lassen die Seele baumeln. Das ist jedes Mal wie Urlaub. Aus meinem Umfeld höre ich oft, dass Chris und ich gar keine richtige Beziehung hätten. ,Na, ihr pickt euch ja echt nur die Rosinen raus‘, meinte mal eine Arbeitskollegin zu mir.

Dabei meckert sie selber ständig über ihren Mann, der nie den Geschirrspüler ausräumt und oft spät nach Hause kommt. Ich meinte nur zu ihr: ,Ja, warum sollen wir denn nicht nur die schönen Zeiten genießen?‘ Aus meinen Erfahrungen weiß ich, dass zu viel Nähe Gift für eine Beziehung ist. Mein Ex-Mann hat sich irgendwann total gehen lassen, war passiv und nörgelig. Irgendwann war die Liebe verschwunden und wir lebten nur noch nebeneinander her, obwohl wir uns ein Dach teilten. Die Trennung war hart, weil wir natürlich beide nicht aus der günstigen Altbauwohnung ausziehen wollten. Nach langem Rosenkrieg gab er dann doch klein bei und packte seine Sachen. Durch so eine Hölle will ich nicht noch mal gehen. Ich finde die Liebe braucht Freiraum, um beständig zu bleiben.“

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Jutta (56) und Marcus (55): „Wir freuen uns auf jedes gemeinsame Treffen“

„Nach meiner Scheidung hatte ich eine ganze Weile genug von Männern. Ich hatte mich in meiner Ehe sehr untergeordnet und brauchte Zeit, um wieder mit mir ins Reine zu kommen. Erst sieben Jahre später, als meine zwei Töchter flügge wurden, machte ich mich auf Partnersuche. Bei einem Online-Dating-Portal lernte ich Marcus kennen. Wir waren uns sofort einig, dass wir es langsam angehen wollen. In der Vergangenheit waren wir beide sehr verletzt worden. Wir schrieben eine ganze Weile und telefonierten viel, bevor wir uns das erste Mal trafen – ganz unspektakulär auf eine Tasse Kaffee. Es war keine Liebe auf den ersten Blick, aber uns war beiden klar: da ist mehr! Es folgten weitere Verabredungen und irgendwann wurden wir schließlich ein Liebespaar.

Das ist jetzt fünf Jahre her. Zusammenziehen? Das möchten wir beide nicht. Ich habe meine festen Routinen, die mir Halt geben und genieße es, die Wohnung auch mal nur für mich zu haben. Marcus geht es da ähnlich wie mir. Wir wohnen nur 12 Kilometer auseinander, daher können wir uns auch spontan sehen. Mal bei ihm, mal bei mir. Natürlich wäre eine Wohnung günstiger, aber dafür haben wir keinen Alltagstrott. Wir machen uns immer noch schick füreinander und freuen uns auf jedes gemeinsame Treffen.“

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Quelle: LEA

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