Sex am Arbeitsplatz: "Wir sind keine Bonobo-Affen"

Sex am Arbeitsplatz: "Wir sind keine Bonobo-Affen"

Laut einer repräsentativen Umfrage der Dating-Plattfom für Verheiratete, Ashley Madison, haben 38 Prozent der Befragten bereits eine Affäre am Arbeitsplatz gehabt. Die Mehrheit ist sich bewusst, dass ein Verhältnis im Job mit Risiken, Konsequenzen und Stigmata verbunden ist, weiß Psychologin und Sexualtherapeutin Ann-Marlene Henning. Lesen Sie das spannende Interview mit der Expertin von der Last mit der Lust am Arbeitsplatz.

IDFM: Liebe Frau Henning, die repräsentative Umfrage von Ashley Madison im August 2021 ergab, dass 38 Prozent schon mal eine Affäre mit einem Arbeitskollegen hatten. 83 Prozent haben versucht, diese strikt geheim zu halten. Warum sind Liebesbeziehungen am Arbeitsplatz auch in der heutigen Zeit noch so tabu-behaftet. Schließlich verbringen wir die meiste Zeit bei der Arbeit. 

Es sind nicht Liebesbeziehungen am Arbeitsplatz, sondern speziell Affären, die Tabuthema sind. Ich denke, weil dabei jemand hintergangen wird. Ein unmoralischer Gedanke. Sollte die Affäre dann noch auffliegen kann es im Job besonders negative Auswirkungen haben, weil viele Leute auf engem Raum die Konsequenzen spüren werden und nicht einfach gehen können. Leid, Traurigkeit oder gar Rachegefühle und mehr kommen auf – und das während der Arbeitszeit! Deswegen rät Ashley Madison von dieser Sorte Affäre ab. Interessanterweise zeigen die Studien, dass es kaum entdeckt wird, wenn zwei Kollegen körperlich werden. Ich denke, dass die Achtsamkeit bei diesem „beruflichen Fremdgehen“ besonders hoch ist, weil das Risiko bekannt ist und die eventuellen Kosten zu hoch sind.    

IDFM: Was fürchten Arbeitgeber am meisten – ein Sittenverfall in der Firma oder dass Arbeitnehmer sich nicht mehr auf die Arbeit konzentrieren? Sex löst Glücksgefühle aus, sodass die meisten Menschen sich beflügelt fühlen. Über die freigesetzten Energien sollten sich Chefs doch eigentlich freuen, denn diese kann man sich auch zunutze machen. Negative Auswirkungen auf den Arbeitsplatz wurden mit gerade einmal 5 Prozent angegeben. Das ist kaum vorstellbar, denn man fragt sich: Was ist dann das eigentliche Problem?

Das zugrunde legende Problem ist, dass Affären in den Köpfen vieler Leute schlicht negativ konnotiert ist. Dass Affären beflügeln und am Arbeitsplatz gute Energien bringen können, welche positive Auswirkungen für die Produktivität und die Laune haben, gerät dabei in den Hintergrund. In vielen Firmen gilt dazu eine bewusst gewollte Trennung von „Arbeit und Privat“.

So wurde es zumindest lange gehandhabt, mittlerweile sieht es aber anders aus: Angestellte nehmen zusammen einen After Work Drink, machen in der Firma Sport oder fahren zu Wochenendkursen und auf Ausflüge von der Firma aus – das beflügelt geradezu Affären! Es wird einfach in vielen Firmen keine konsequente Politik gefahren. Außerdem: In unserer heutigen „Ich“-Gesellschaft gibt es sowieso eine deutliche Tendenz, sich nichts vorschreiben lassen zu wollen, auch das eigene Sexualleben nicht. Solange ich also meine Arbeit tue, mache ich ansonsten was ich möchte.

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IDFM: Wie verhält man sich am besten, wenn eine Affäre beim Chef und den Kollegen auffliegt?

Dies ist eine kniffelige Frage. Ich selber würde definitiv zu meinen "Taten" stehen. Darüber hinaus allerdings betonen, dass es Privatsache ist und dafür sorgen, dass meine Arbeit in der Firma ohne Probleme und Ablenkungen weitergeht. Es hängt sehr vom persönlichen Standing und der jeweiligen Reife einer Person ab, wie gut so etwas gelingt, wie so oft im Leben. Wer solche Konfrontationen vermeiden möchte, sollte Affären am Arbeitsplatz besser vermeiden. 

IDFM: Arbeitsrechtlich gesehen ist eine Affäre am Arbeitsplatz kein Kündigungsgrund. Aber welche Konsequenzen können dennoch daraus entstehen?

Wenn eine Affäre aufgeflogen ist, passiert es, wie in jeder anderen Liebesbeziehung auch, dass es stressig wird und sich Leute nicht mehr so gut verstehen wie vorher. Ungute Gefühle oder schlechte Stimmung kommen auf, welche nicht nur die Fremdgehenden, sondern alle im Office betrifft. Es gibt die bereits erwähnte soziale Verurteilung von der Affäre, die sogar auch im direkten Mobbing enden kann. Der Ruf ist ruiniert, vielleicht besonders, wenn man weiblich ist.

Es gelten nach wie vor unterschiedliche Regeln für Männer und Frauen, gerade bei sexuellen Dingen. Wissenschaftlich spricht man dabei von der „sexuellen Doppelmoral“. Was bei einem Mann mit einem Schmunzeln als Kavaliersdelikt durchgeht, endet bei einer Frau oft bei der „Schlampe!“ Es könnte also sein, dass eine Affäre am Arbeitsplatz am Ende doch noch den Job kostet, sei es auch, weil man selber geht.

IDFM: Als Argument, wenn einer das Unternehmen verlassen soll, heißt es ja gern, weil es sich auf die Gesamtstimmung im Betrieb schlägt. Das gibt es auch, wenn zwei Kollegen sich nicht verstehen. Da muss auch keiner gehen. Vorausgesetzt, dass die beiden, die eine Affäre hatten, zivilisiert miteinander umgehen: Was können die Betroffenen tun, um die Situation in der Firma zu klären?

Meine kurze Antwort lautet hier: Benehmt Euch! Gemeint ist, dass die beiden mit der Affäre über die Situation reflektiert nachdenken und sich zusammenreißen, welches für einige Menschen sehr schwer sein kann, gerade in Liebesdingen. Ich würde immer wieder in der Firma betonen: „Wir klären das. Es ist privat“. Die Gespräche dazu sollten dann unbedingt nach der Arbeitszeit stattfinden. Ganz in Ruhe. Dann steigen die Chancen, dass die Sache glimpflich ausgeht.

IDFM: Müssen Männer oder Frauen die Stelle häufiger wechseln? Wenn die Frau gehen muss, warum ist das so?

Es finden sich immer weniger Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Verhalten, wenn es auch gerade bei diesem Thema die bereits oben erwähnte sexuelle Doppelmoral gibt. 
Wichtig ist zu wissen, dass laut Studien nur ein verschwindend geringer Anteil von Menschen nach einer Affäre tatsächlich den Job wechseln. Ich denke, es hängt wiedermal vom persönlichen Standing und wenig vom Geschlecht ab, wer hier am besten abschneidet und gehen möchte oder „gegangen“ wird.

IDFM: Was würden Sie Frauen und Männern raten, wenn sie merken, es bahnt sich etwas an? Verzicht, Heimlichkeit, Offenheit?

Dies ist eine wichtige Frage, denn eine Affäre beginnt häufig damit, dass „dieses Gefühl“ entsteht, wo das Interesse am anderen mehr als kollegial ist. Das merkt eigentlich jede und jeder und muss dann selber wissen, ob das Risiko eingegangen wird oder nicht. Wie steht jemand überhaupt moralisch zu Affären? Am Ende entscheidet das eigene Gefühl. Klar ist jedoch: Niemand wird von Gefühlen überrannt. Wir sind keine Bonobo-Affen. Wenn es auch manchmal anders behauptet wird. Der Mensch hat ein Großhirn und kann sich ganz bewusst gegen Dinge entscheiden! Gerade am Arbeitsplatz sollte man es vielleicht dann auch tun.  

Über Asley Madison

Ashley Madison ist der globale Marktführer für verheiratetes Dating mit mehr als 70 Millionen Mitgliedern weltweit seit 2002. Verfügbar in 52 Ländern und 19 Sprachen, hat sich das Unternehmen mit seiner Mission, Erwachsenen eine Plattform für diskrete Kontakte zu bieten, zur ersten Adresse für Affären entwickelt.

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