
Es sind traurige Zahlen: In jeder fünften Familie in Deutschland fehlt entweder Mutter oder Vater – Tendenz steigend. In 82 Prozent der Fälle sind die Frauen mit der Kinder-Erziehung und der Verantwortung ganz allein. Ist der Partner nicht mehr da, müssen Mütter viele Probleme gleichzeitig bewältigen: Wie die Miete zahlen? Wie die Kinderbetreuung regeln? Wie einen Kita-Platz finden? Oft kehren sie vorzeitig in den Job zurück – auch wenn die Kinder noch klein sind. Sechs von zehn alleinerziehende Mütter arbeiten, weil sie das Geld für ihre kleine Familie verdienen müssen. Ihre Kinder sehen viele erst abends. Damit der Spagat zwischen Beruf, Haushalt und Mutterpflichten gelingt, sind viele Kompromisse nötig.
Yvonne (26), alleinerziehende Referendarin aus Celle:
„Ohne die Unterstützung meiner Eltern hätte ich es nicht geschafft“
„Meine Zwillinge Sirka und Lasse waren nicht geplant. Klar, Thomas und ich lebten schon seit zwei Jahren zusammen und waren theoretisch alt genug, um Eltern zu werden. Aber wir steckten beide in der Endphase unseres Studiums. Thomas wollte seinen Master machen, und ich schaute mich bereits nach Schulen um, wo ich nach dem Abschluss als Lehrerin einsteigen konnte. Und dann wurde ich schwanger. Ich war geschockt und glücklich. Thomas war nur geschockt. Er wollte noch keine Kinder.
Wir stritten viel, und dann bekam er die Chance, in Sydney seine Abschlussarbeit zu schreiben. Australien war attraktiver als ich und zwei Babys, und so war er über Nacht plötzlich über alle Berge. Meine Eltern reagierten toll. Ich konnte sofort zurück nach Hause ziehen. Und statt mir Vorwürfe zu machen, freuten sie sich sogar. Mehr noch: Sie rieten mir, das Studium zu beenden und mich an Schulen zu bewerben. Sie sagten, dass es wichtig sei, mein Examen und mein Referendariat zu machen, wenn ich irgendwann eine solide Basis haben wollte. Meine Mutter begleitete mich zu allen Arztterminen, und mein Vater verwandelte sein Büro in ein Kinderzimmer. Heute leben wir alle unter einem Dach – und es funktioniert wirklich gut.
Die Zwillinge sind jetzt 16 Monate alt, und meine Eltern freuen sich, ihre Enkel um sich zu haben. Ich arbeite seit vier Monaten in einer Schule in der Nähe und kann trotzdem viel Zeit mit meinen Kindern verbringen. Und eins weiß ich genau: Ohne meine Eltern wäre das alles nicht möglich.“
Pia (39), alleinerziehende Mediengestalterin aus Augsburg:
„Seit ich wieder voll arbeite, sehe ich meine Kinder erst abends“
Als Martin vor zwei Jahren starb, stand meine Welt Kopf. Markus war gerade vier und Melli erst zwei Jahre alt. Weil Martin einen guten Job hatte, konnte ich mich zuvor voll um die Erziehung der Kinder kümmern. Als er nicht mehr da war, wurde ich zur Hauptversorgerin. Es war eine wirklich schlimme Zeit. Binnen weniger Wochen musste ich Kita-Plätze finden und eine Arbeit. Eine Teilzeit-Stelle konnte ich mir finanziell nicht erlauben. Und weil ich einige Jahre aus dem Job raus war, durfte ich nicht wählerisch sein. Jetzt arbeite ich Vollzeit, und nach Feierabend hole ich die Kinder aus der Kita ab. Richtige Familienzeit mit viel Spielen bleibt oft nur am Wochenende.“
Ulla (41), alleinerziehende Zahnarzthelferin aus Mönchengladbach:
„Als alleinerziehende Mutter ist es schwer, einen Mann kennen zu lernen“
Mein Mann und ich ließen uns scheiden, als Leander gerade zwei Jahre alt war. Mein Ex verbringt viel Zeit mit seinem Sohn – er ist nach wie vor ein guter Vater. Und jetzt, wo Leander sieben Jahre alt und in der Schule ist, habe ich auch wieder mehr Zeit für mich. Trotzdem – mit einer neuen Liebe hat es bisher nicht geklappt. Wo soll ich schon einen Mann kennen lernen? Die meisten in meinem Umfeld sind vergeben. Und wenn ich mal ausgehe, falle ich als Mutter schnell durchs Flirt-Raster. Das Wort ‚Kind‘ schreckt viele ab. Eine Freundin hat mir jetzt ein Dating-Portal für familienfreundliche Singles empfohlen, mal sehen, ob es klappt.“
Tatjana (34), alleinerziehende Friseurin aus Viernheim:
„Als Alleinerziehende Hilfe von Fremden anzunehmen, war schwer“
„Vor einem Jahr trennte ich mich von meinem Partner. Merle war da erst zwei Jahre alt und Max gerade erst geboren – aber es ging einfach nicht mehr. Natürlich war ich als Alleinerziehende überfordert und stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Wenn Max gerade mal schlief, brauchte Merle Aufmerksamkeit. Ich gab es ungern zu, aber ich brauchte Hilfe. In der Kirche hing ein Aushang für ehrenamtliche ‚Hilfs-Mamis‘ – das war meine Rettung. Seit einigen Wochen kommt nun regelmäßig Erika zu mir und hilft mir mit den Kindern. Ihre Unterstützung ist ein Segen.“
Eva (29), alleinerziehende Köchin aus Calw:
„Für meine kleine Tochter verzichte ich auf Karriere“
„Meine Kochausbildung schloss ich mit Bravour ab. Nach dem Abschluss konnte ich zwei Wochen in einem Sternerestaurant in Hamburg zur Probe arbeiten. Danach machte man mir ein Angebot. Eine unglaubliche Chance! Doch zwei Wochen, bevor ich den Job antreten wollte, erfuhr ich, dass ich schwanger bin. Auf den Kindsvater konnte ich nicht zählen, aber ich wollte das Kind. Auch wenn ich wusste, dass die Stelle dann futsch war. Es tat weh, den Job sausen zu lassen um dann im Großhandel arbeiten zu müssen. Aber Klara ist mir jedes Opfer wert.“
Alleinerziehend, aber nicht allein
Mit vielen Problemen stehen Alleinerziehende auch wirklich allein da. Wie gut, wenn man dann von anderen Alleinerziehenden Tipps und Hilfe bekommt. Die Deutsche Fernsehlotterie fördert deshalb das Projekt „Gina – gestärkt in den Alltag“, in dem sich die Betroffenen zum Austausch treffen und zu mehr Gelassenheit finden. Hier unterhalten sich die Frauen über Erziehung, sprechen über finanzielle Schwierigkeiten, werden Netzwerke geknüpft und wird Alleinerziehenden geholfen, die Probleme des Alltags zu bewältigen. Bei „Gina“ entwickeln sich Freundschaften – und entspannt man sich auch gern mal bei Yoga oder Bastelarbeiten. Und das entscheiden die Frauen immer selbstständig, Vorgaben gibt es keine. Noch mehr Förderprojekte der Deutschen Fernsehlotterie finden Sie unter www.du-bist-ein-gewinn.de