Schilddrüse: Funkion, Aufgaben und Erkrankungen des Organs

Schilddrüse: Funkion, Aufgaben und Erkrankungen des Organs

Sie ist Chef unseres Hormonhaushaltes, und wenn sie nicht mehr richtig funktioniert, spielen Körper und Seele verrückt. Ein Drittel der Deutschen hat Probleme mit der Schilddrüse - ohne es zu wissen. Wie wichtig die Schilddrüsen-Funktion jedoch für uns ist, erklärt Dr. Sigrun Merger, Fachärztin für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie aus Coburg. 

Schilddrüse: Funktion und Unterfunktion

Sie ist nur so groß wie eine Walnuss und wiegt 20 bis 25 Gramm. Laut der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) hat jeder Dritte über 50 Veränderungen an der Schilddrüse. Aber nicht alle Knoten müssen behandelt werden. Wir sprachen mit Dr. Sigrun Merger über das kleine Organ mit der großen Wirkung. 

Welche Aufgaben hat die Schilddrüse überhaupt?

„Sie ist der Motor für alles, wirklich alles, was im Körper passiert. Sie reguliert den Energieverbrauch des Körpers, das Gewicht, die Körpertemperatur, die Aktivität von Nerven, Muskeln, Herz, Kreislauf, Magen und Darm. Sie ist auch wichtig für das seelische Wohlbefinden. Die Schilddrüse ist tatsächlich an allen Aktivitäten jeder einzelnen Zelle des Körpers beteiligt.“

Kommen Erkrankungen dieses Organs denn oft vor? 

„Ja. Rund 30 Prozent der Deutschen haben eine vergrößerte Schilddrüse, der Grund ist Jodmangel. Denn Deutschland ist seit der letzten Eiszeit ein Jodmangel-Land, die Böden enthalten nichts von diesem lebenswichtigen Element.“ 

Wird der Mangel nicht durch jodiertes Salz behoben?

„Nein, die Menge reicht nicht aus. Um darüber genügend Jod zu bekommen, müsste man sein Essen komplett versalzen. Auch Menschen in Norddeutschland sind nicht vor dem Mangel geschützt – schon zehn Kilometer von der Küste entfernt ist die Luft nicht mehr jodhaltig genug.“

Wie kann man sich denn vor diesem Mangel schützen?

„Es wird viel dafür getan, um den Jodmangel zu beheben. Bauern zum Beispiel geben ihren Schlachttieren jodhaltiges Futter, Bäcker nehmen jodiertes Mehl für Brot und Brötchen, es gibt inzwischen sogar jodhaltige Gummibärchen.“

Was sind die Symptome von Schilddrüsen-Problemen?

„Oft sind die Veränderungen schleichend, viele Patienten merken erst sehr spät, dass da was nicht stimmt. Bei einer Unterfunktion nimmt man zu, ist oft schlapp, müde und antriebslos. Manchmal kommt Haarausfall dazu. Oft haben die Patienten stärkere Schluckbeschwerden, sie denken langsamer als sonst, und sie können auch unter Depressionen leiden. Eine Überfunktion zeigt sich durch Herzrasen, Gewichtsabnahme, die Patienten sind aufgedreht und mitunter richtig überkandidelt.“

Wird das manchmal vom Arzt nicht erkannt?

„Tatsächlich ist die Diagnose nicht immer ganz einfach. In der medizinischen Ausbildung wird die Schilddrüse eher stiefmütterlich behandelt, obwohl sie so wichtig ist. Und mal ehrlich: Müde ist heute fast jeder, und bei Depressionen denkt man nicht sofort an die Schilddrüse. Auch bei den Symptomen einer Überfunktion diagnostiziert der Arzt oft eine psychische Erkrankung und überweist seinen Patienten zum Psychiater. Trotzdem ist der Hausarzt die erste Adresse, wenn man Veränderungen wie ständige Müdigkeit oder Überreiztheit an sich feststellt.“

Wie sieht die Therapie der Schilddrüse aus?

„Mit Schilddrüsen-Hormonen können die Patienten heute gut leben. Die so genannte Radiojodtherapie wird eingesetzt bei heißen Knoten und bei bösartigen Knoten in Kombi mit der Schilddrüsen-OP. Dabei nimmt man radioaktives Jod. Wenn die Schilddrüse stark vergrößert ist und bei den so genannten kalten Knoten wirkt die Radiojodtherapie nicht, das Organ muss dann operativ entfernt werden.“

Hashimoto: die neue Volkskrankheit

Die Autoimmun-Erkrankung Hashimoto verläuft schmerzlos. Mit 80 Prozent der Fälle ist sie die häufigste Schilddrüsenerkrankung. Frauen leiden neun Mal öfter daran als Männer, in den meisten Fällen tritt die Krankheit zwischen 40 und 50 Jahren auf. Dabei wird Schilddrüsengewebe zerstört, daraus entsteht eine Unterfunktion, phasenweise kann auch eine Überfunktion auftreten. Die Ursache ist genetisch. 

Die Echo-Therapie: Besser als eine Operation

Heute muss nicht mehr unbedingt operiert werden. Man kann die Knoten auch mit der so genannten Echo-Therapie behandeln. Dabei werden Ultraschallwellen gebündelt, sie erhitzen genau die Stelle, die von der Gewebeveränderung betroffen ist. Dadurch wird der Knoten verkleinert, ganz ohne Schnitte oder Narben. Diese nichtoperative Behandlungsmethode wird ambulant in einer einzigen Sitzung durchgeführt, eine lokale Betäubung reicht dafür vollkommen aus. Die Sitzung dauert von 20 Minuten bis hin zu einer Stunde. Die Patienten können sofort nach der Behandlung nach Hause gehen.

Da das Knotengewebe millimetergenau behandelt wird, bleibt die Schilddrüsenfunktion voll erhalten – ein großer Vorteil zu operativen Verfahren, bei denen meist ein Teil der Schilddrüse oder sogar das ganze Organ entfernt wird. Studien belegen, dass das Knotenvolumen mit der Echo-Therapie um durchschnittlich 69 Prozent reduziert wird. 

In Deutschland gibt es inzwischen elf Zentren, welche die Echo-Therapie durchführen. Die Methode ist schmerzlos. Nähere Informationen erhalten Sie unter www.echotherapie.com

Diese Lebensmittel tun Ihnen gut

Jod muss über die Nahrung aufgenommen werden. Darin steckt besonders viel von dem lebenswichtigen Stoff: Algen, Brathering, Brokkoli, Champignons, Eier, Feldsalat, Haferflocken, Hülsenfrüchten, Ingwer, Krabben, Langusten, Mangold, Miesmuscheln, Pilze, Scholle, Seelachs, Seetang, Zitrusfrüchte.

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