Blasenschwäche: Behandlung eines Tabuthemas

Blasenschwäche: Behandlung eines Tabuthemas

Blasenschwäche und ihre Behandlung geht viele Menschen an. Die gute Nachricht: Sanftes Spezialtraining, Medikamente, Operationen – es gibt heutzutage viele Möglichkeiten, um eine Harninkontinenz mit Hilfsmitteln in den Griff zu bekommen!

Eine entzündete Blase ist äußerst schmerzhaft und sollte unbedingt behandelt werden© Fotolia/Gregory Johnston

Manchen passiert es beim Lachen oder Niesen, anderen beim Training – unfreiwillig geht Harn ab. Das kann vorübergehend sein oder sich zu einer Blasenschwäche (Inkontinenz) ausweiten. Frauen sind dabei stärker betroffen als Männer. Vor allem junge Mütter, deren Beckenboden durch Schwangerschaft und Geburt geschwächt ist, und ältere Frauen aufgrund der Hormon-Umstellung. Schätzungen zufolge leiden in Deutschland rund sechs Millionen Menschen darunter, aber die Dunkelziffer ist höher. Denn Blasenschwäche und ihre Behandlung ist ein Tabuthema, über das man sich peinlich berührt ausschweigt.

Die unterschiedlichen Formen der Inkontinenz

Eine Dranginkontinenz erkennt man am ständigen Harndrang; eine Belastungsinkontinenz äußert sich durch Blasenschwäche bei Druck auf den Bauchraum, der zum Beispiel durch Husten oder das Heben schwerer Gegenstände entsteht. Möglich sind allerdings auch Mischformen.

Bei leichter Blasenschwäche: Behandlung mit Beckenbodentraining

Leichter Inkontinenz kann mit Beckenbodentraining entgegengewirkt werden. Übungen, die teilweise auch unauffällig in den Alltag integriert werden können, kräftigen den Schließmuskel. Allerdings muss man Geduld haben – Erfolge zeigen sich erst nach Wochen. Trainings-Kurse werden z. B. von Physiotherapeuten und Volkshochschulen angeboten.

Blasenschwäche: Behandlung mit Medikamenten

Gegen Dranginkontinenz kann der Arzt Anticholinergika verschreiben, die die Aktivität der Blasenmuskulatur verlangsamen. Bei einer Belastungsinkontinenz helfen Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer, die sonst als Anti-Depressiva eingesetzt werden. Hat das Leiden hormonelle Ursachen, werden östrogenhaltige Salben oder Zäpfchen gegeben. Ein Experte kann auch die Nerven, die zur Steuerung der Harnblase zuständig sind, mit elektrischen Reizen stimulieren.

Blasenschwäche: Behandlung durch Operation

Bringen Medikamente nichts, kann man über eine Operation nachdenken. Ein Klassiker: das TVT-Verfahren (Tension-free Vaginal Tape). Dabei wird unter örtlicher Betäubung ein Kunststoffband eingesetzt, das die Harnröhre stabilisiert. Es gibt außerdem Hyaluronsäure-Injektionen, die den Schließmuskel aufpolstern. Es wird auch Botulinumtoxin (Botox) gespritzt, um eine hyperaktive Blase zu entspannen. Nachteil: Vorübergehend kann es zu einer Entleerungsstörung kommen. Neu bei leichten Formen von Belastungsinkontinenz: die Straffung des überdehnten Gewebes per Laser.

Was Sie selbst zur Therapie beitragen können

Trinken Sie viel Wasser. Und trainieren Sie Ihre Blase – nicht bei winzigen Mengen zur Toilette gehen. Wenn Sie Binden verwenden: Keine normalen Monatsbinden kaufen – die speichern oft nicht genügend Flüssigkeit. Besser: spezielle Einlagen mit starker Saugkraft. Die Palette an Hilfsmitteln ist groß. Alle, die sich nicht in die Apotheke trauen, werden in Onlineshops fündig.

So gehen Sie mit Blasenschwäche um

Wenn Sie unter einer Blasenschwäche leiden, sollten Sie sich nicht schämen, sondern sich einem Urogynäkologen oder Urologen anvertrauen. Allein das Gespräch erleichtert. Die Angst davor, dass jemand etwas mitbekommen könnte, sorgt für massiven Stress – und das kann die Beschwerden noch verschlimmern. Sprechen Sie zumindest auch mit dem Partner darüber.

Und verkriechen Sie sich nicht in Ihren vier Wänden. Denn das drückt noch mehr auf die Stimmung. Mit Hilfe eines Stundenplans können Sie Toilettengänge etwas besser kontrollieren und längere Fahrten oder Einkaufsbummel danach ausrichten und einplanen.

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