Online Gaming: macht Spaß. Stärkt das Hirn (wahrscheinlich)

Online Gaming: macht Spaß. Stärkt das Hirn (wahrscheinlich)

Onlinegaming löst immer wieder kontroverse Diskussionen aus. Während die einen sie für eine Art Teufelszeug halten, lieben die anderen sie und verbringen einen Großteil der Zeit mit ihnen. Hat man sich hier noch nicht positioniert, bleibt man oft ratlos zurück. Ähnlich kontrovers verlaufen Diskussionen rund um die Frage, wie Onlinegames eigentlich auf die Hirntätigkeit wirken: Sind sie eher Zeitvertreib mit keinem oder gar einem negativen Einfluss oder bieten sie positive Stimulanz, sind vielleicht sogar in der Lage, die geistige Fitness im fortgeschrittenen Alter zu erhalten oder gar zu steigern? Einiges spricht zumindest dafür.

Online Gaming: digitale Spiele sollen im Alter fit halten© fotolia young
Online Gaming: digitale Spiele sollen im Alter fit halten

Die Wissenschaft ist sich uneins

Natürlich ist die Frage nach dem Einfluss des Onlinegamings auf das Gehirn keine, die nur in Alltagsgesprächen gestellt wird. Die Wissenschaft hat sich des Themas ebenfalls längst angenommen. Aber auch hier herrscht keine Einigkeit. Das zeigt beispielsweise der Artikel „Sind Computerspiele schlecht für das Gehirn?“, der am 15. November 2017 im Wissensbereich des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) veröffentlicht wurde. Auslöser des Artikels war eine Studie der Universität Ulm, die für einen negativen Einfluss von Onlinegames auf das Hirn spricht und bei der als Testpersonen Spieler*innen des Onlinegames World of Warcraft gedient haben. Laut der Studie verliert ein Mensch mit einer Stunde Onlinegame pro Tag bereits nach sechs Wochen an Hirnvolumen. Beobachtbar sei diese Reduktion im orbitofrontalen Kortex des Hirns gewesen, berichtete der MDR. Dieser Bereich regelt – so der Artikel weiter – die menschlichen Emotionen und gilt als Sitz moralischer und ethischer Empfindungen.

Sind Onlinespiele besser als ihr Ruf? Foto: Fotolia

Bevor nun Panik bei allen Onlinespieler*innen ausbricht: Der Artikel zitiert noch weitere Studien mit etwas anderen Ergebnissen. Laut einer Studie des Instituts für Kognitive Neurowissenschaft (Abteilung „Neuropsychologie“) der Ruhr-Universität Bochum sind regelmäßige Computerspieler*innen beispielsweise besser als andere Menschen darin, „Situationen schnell zu erfassen, neues Wissen zu generieren und das Erlernte in Kategorien einzuteilen“, heißt es beim MDR.

Eine weitere zitierte Studie stammt aus 2013 und wurde vom Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung durchgeführt. Im Rahmen der Tests wurde hier neben einer Kontrollgruppe eine Gruppe junger Erwachsener beobachtet, die mindestens eine halbe Stunde pro Tag über einen Zeitraum von zwei Monaten das Game „Super Mario 64" gespielt haben. Die Wissenschaftler*innen beobachteten veränderte Strukturen und Wachstum in den Hirnregionen, „die mit Navigation im dreidimensionalen Raum, Erinnerungsbildung, strategischem Planen sowie feinmotorischen Fähigkeiten in Verbindung gebracht werden“. Das berichtete die ARD im Jahr 2015 im Artikel „Computerspiele im Kampf gegen Demenz“ auf DasErste.de.

Onlinegame und Hirntätigkeit: Sprechen alle über dasselbe?

Die genannten Beispiele zeigen einerseits: Der Einfluss von Onlinegames auf die Hirntätigkeit ist schwierig zu beurteilen, weil der Begriff „Hirntätigkeit“ ein weites Feld umfasst. Während die Autor*innen der einen Studie einen Hirnbereich mit Verantwortung für menschliche Emotionen untersucht haben, ging es in anderen Studien zum Beispiel um Hirnbereiche rund um das schnelle Erfassen neuer Situationen oder die Feinmotorik.

Andererseits ist die Frage nach einem Einfluss von Onlinegames auf das Hirn vielleicht auch wegen der Unschärfe des Begriffs „Onlinegame“ ebenso wenig sinnvoll wie die Frage, ob Sport die Fähigkeit eines Menschen schult, schnell zu laufen. Bei einem Sprinter muss man die Frage sicherlich bejahen. Bei einem*r Langläufer*in ebenfalls, sofern man ihre Schnelligkeit nicht mit der eines Sprinters vergleicht und das „schnell“ als „relativ schnell“ interpretiert. Bei Gewichthebern ist dagegen wohl ein „nein“ als Antwort angebracht.

Bei Onlinegames ist es ähnlich wie beim Sport. Man kann die verschiedenen Onlinegames nur bedingt miteinander vergleichen. Zu den Onlinespielen gehören beispielsweise Strategie- und Schießspiele wie World of Tanks, Strategiespiele wie Onlineschach, eSport-Spiele, Rollenspiele, Wirtschafts-Simulationen, Onlinekartenspiele und viele andere Spielkategorien. Sie definieren teils sehr unterschiedliche Anforderungen an Spieler*innen. Grob kann man hier Fingerfertigkeit und Denkvermögen im engeren Sinn mit Fähigkeiten wie strategisches Denken und Merkfähigkeit unterscheiden. Allerdings wäre es falsch, bei einem möglichen positiven Einfluss von Games auf das Hirn nur Denkspiele in Betracht zu ziehen.

Man kann eine Menge mit Onlinegames lernen

Onlinegames – hier ist schnelles Denken und Geschicklichkeit gefragt. Foto: iStock

Man dreht den rechten Stick auf dem Gamepad von unten nach links und dann gegen den Uhrzeigersinn von links nach rechts: Das klingt etwas kompliziert, vor allem, wenn man die Bewegungen schnell durchführen muss? Ist es auch. Die hier beschriebenen Bewegungen auf dem Gamepad gehören zu den sogenannten 5-Sterne-Moves beim Fußballgame FIFA 18. Wenn man sie mit dem richtigen Spieler auf dem Gamepad anwendet, vollführt er auf dem Bildschirm ziemlich eindrucksvolle Tricks mit dem Ball. Solche Moves muss man lernen und exakt im richtigen Moment ausführen, um sie im Spiel klug einzusetzen. Das erfordert einiges an Training, an dem das Hirn ebenso beteiligt ist wie die Finger. Ähnliches gilt für andere Spiele, in denen kompliziertere Moves nötig sind, um sie möglichst erfolgreich zu spielen. Wirtschaftsspiele und andere Simulationen fordern das Hirn auf andere Weise, aber nicht weniger: Man entwirft komplexe Strategien, hält eventuell verschiedene Kennwerte im Blick und muss auf veränderte Situationen möglichst schnell und adäquat reagieren. Das macht das Spiel spannend. Und herausfordernd.

Auch Onlinepoker schult das Hirn

Kartenspiele wie Onlinepoker gehören ebenfalls zu den Onlinegames. Sie gehören zu den Glücksspielen. Deshalb könnte man denken, dass sie in keiner Weise positiv auf das Hirn wirken, sondern neutral sind oder gar negative Auswirkungen haben. Tatsächlich kann aber auch Pokern durchaus eine Tätigkeit sein, durch die das Hirn aktiv bleibt und gefordert wird. Wer das Spiel noch nicht beherrscht, muss erst einmal Poker lernen. Gute Onlinepoker-Anbieter haben dafür anschauliche Lektionen ins Netz gestellt. Sie zu lernen, ist eine erste Herausforderung für die Spieler*innen.

Dann kann es mit dem Spielen auch schon losgehen. Natürlich ist beim Onlinepoker Glück im Spiel, mehr als beispielsweise beim Schach oder Go. Aber Onlinepoker ist halt nicht nur Glück. Das beweisen richtig gute Spieler*innen mit jedem ihrer Spiele. Darüber hinaus existiert eine Studie, die für eine positive Wirkung des Kartenspielens auf ältere Menschen spricht. „Senioren, die häufig Karten spielen oder Kreuzworträtsel lösen, leiden deutlich seltener an Demenzerkrankungen wie beispielsweise Alzheimer“, berichtete beispielsweise die Zeitung „Die Presse“ 2009 im Artikel „Kreuzworträtsel und Kartenspiele senken Alzheimer-Risiko“. Die Zeitung bezog sich dabei auf eine Studie des französischen Instituts für Gesundheits- und Medizinforschung in Paris.

Steigern Onlinegames die geistige Fitness? Nimmt man alle Erkenntnisse zusammen, bleibt die Antwort wohl: Man kann es pauschal nicht ganz genau sagen. Aber vieles spricht dafür, dass Onlinegames zumindest positiv auf das Hirn wirken können. Nimmt man dazu, dass Onlinegames oft Spaß bringen, sollte man sie vielleicht einfach einmal ausprobieren, wenn man Lust darauf verspürt. Schließlich ist auch reiner Spaß ein gutes Motiv dafür, sich für etwas zu entscheiden. Und sollte dann dabei noch etwas Training fürs eigene Hirn herausspringen, ist das umso besser.

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