
Die Gründe für den riesigen Unterschied sind bekannt: Viele Frauen haben wegen der Geburt ihrer Kinder berufliche Ausfallzeiten, außerdem arbeiten sie öfter Teilzeit und verzichten zugunsten der Familie eher auf Beförderungen und leitende Positionen. Die Folge: Sie zahlen über die Jahre viel zu wenig in die Rentenkasse ein und drohen, im Alter in die Armut zu rutschen. Laut Experten wird die gesetzliche Rente bei bis zu 75 Prozent der heute 35- bis 50-jährigen Frauen unter dem aktuellen Hartz-IV-Niveau liegen.
Umso wichtiger ist es deshalb, auch privat vorzusorgen. Was Sie dabei unbedingt beachten müssen, haben wir den Vorsorge-Experten Uwe Redler gefragt. Sein wichtigster Hinweis vorweg: „Wer Ihnen beim ersten Termin irgendein Produkt empfiehlt, arbeitet unseriös. Holen Sie am besten bei einem unabhängigen Honorarberater individuellen Rat ein.“
Rente als Teilzeitangestellte: Genau kalkulieren, wie viel Geld man im Alter zum Leben braucht
Viele Frauen gehen wegen ihrer Kinder in Teilzeit, die Mehrheit von ihnen kehrt nie in die Vollzeit zurück. Angestellte, die über viele Jahre in Teilzeit arbeiten, müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie in vielen Fällen kaum Rentenansprüche erwerben und ihre gesetzliche Rente später höchstwahrscheinlich nicht reicht. Privat vorzusorgen ist für diese Frauen besonders wichtig.
➜ Je früher, desto besser: Die Zeit macht das Geld. Mit 20 Jahren 50 Euro im Monat in eine Altersvorsorge einzuzahlen, bringt am Ende wegen des Zinseszinses mehr, als mit 30 Jahren mit 100 Euro nachzuziehen. Gehen Sie das Thema also frühestmöglich an.
➜ Den Partner mit einbinden: Gerade junge Frauen sollten in einem Ehevertrag mit ihren Männern vereinbaren, dass diese ihre beruflichen Auszeiten mit einer entsprechenden Alterssicherung ausgleichen.
➜ Nichts aufschwatzen lassen: Frauen, die bislang noch nicht privat vorgesorgt haben und das jetzt schnell ändern möchten, sollten auf keinen Fall blind irgendein Vorsorgeprodukt buchen oder sich eines in der Bank oder von einer Versicherung aufschwatzen lassen. Stattdessen müssen sie genau ausrechnen, welche Summe sie im Alter zum Leben monatlich brauchen, damit sie wissen, wie viel sie sparen müssen. Wichtig: Dabei muss auch die Inflation berücksichtigt werden. Ein unabhängiger Honorarberater kann dabei helfen, auf Basis dieser Grundlage eine richtige und passende Vorsorgestrategie zu entwickeln.
Rente als Vollzeitangestellte: Wer in Vollzeit arbeitet, kann gezielt auf staatliche Förderungen setzen
Frauen, die eine volle Stelle haben, erwerben wegen ihres höheren Lohns höhere Rentenansprüche. Sie werden aber nach wie vor schlechter bezahlt als Männer. Viele Angestellte im Niedriglohnsektor sind trotz Vollzeit später von Altersarmut bedroht und sollten gezielt noch zusätzlich vorsorgen.
➜ Nicht alles auf eine Karte setzen: Es ist keine gute Idee, sein Geld allein in ein Vorsorgeprodukt zu investieren. Am besten ist es, bei der Geldanlage auf einen Mix aus kurz-, mittel- und langfristigen Anlageformen zu setzen. So haben Sie Geld zur Verfügung und sparen trotzdem. Kurzfristig eignen sich Tagesgeldkonten, mittelfristig festverzinslichte Sparkonten und Wertpapiere. Langfristige Anlagen sind die meisten klassischen Altersvorsorgeprodukte, der Kauf einer Immobilie als Kapitalanlage und auch Aktien, die gut gestreut langfristig eine gute Rendite erwirtschaften.
➜ Mit Staat und Arbeitgeber sparen: Können Sie eine betriebliche Altersvorsorge nutzen? Sehr gut. Dabei wandelt der Arbeitgeber einen Teil Ihres Gehalts gleich in die Altersvorsorge um oder bezuschusst Ihre Vorsorge. Auch die Riester-Rente kann infrage kommen. Sie ist staatlich gefördert, bringt eine jährliche Zulage von bis zu 154 Euro – oder mehr, wenn sie noch kindergeldberechtigte Kinder haben. Für Gutverdiener kann die ebenfalls vom Staat geförderte Rürup-Rente in Betracht kommen.
Rente als Freiberuflerin: Vorsorge-Verträge ohne starre Verpflichtungen sind hier ideal
Selbstständige und Freiberufler haben ein schwankendes Einkommen. Dementsprechend bleibt ihnen mal mehr, mal weniger Geld für die private Vorsorge. Statt in die gesetzliche Rentenkasse einzuzahlen, sparen sich viele das Geld und unternehmen nichts. Dabei könnten sie den Beitrag zur gesetzlichen Rentenkasse auch ganz einfach privat einzahlen oder privat vorsorgen.
➜ Lieber früh und klein anfangen: Selbstständige und Freiberufler neigen dazu, die Altersvorsorge auf die lange Bank zu schieben, weil sie gerade am Anfang häufig wenig Geld haben. Es lohnt sich aber, früh damit zu beginnen – auch mit kleinen Beträgen.
➜ Vorsicht vor Vertragsabschlüssen: Selbstständige und Freiberufler sollten keine Verträge abschließen, die ihnen nicht erlauben, die Beitragshöhe anzupassen. So vermeiden sie, nicht zahlen zu können, wenn sie einmal phasenweise nur geringe Einnahmen haben. Es muss möglich sein, die Einzahlungen vorübergehend einzustellen oder auch vorzeitig ganz auszusteigen.
➜ Kosten immer im Blick haben: Wenn eine Anlage vorübergehend stillgelegt wird, ist wichtig, dadurch keinen Nachteil zu erfahren. Jedem muss klar sein, dass die Kosten für ein Vorsorgeprodukt weiterlaufen, auch wenn man es im Augenblick nicht bespart. Bleiben Beiträge länger aus, gehen diese Gebühren im schlimmsten Fall vom bereits angesparten Guthaben ab. Deshalb immer darauf achten, Vorsorge-Produkte zu wählen, die geringe Kosten verursachen.
Und was passiert, wenn ich arbeitslos werde?
Sie erwerben auch als Arbeitslose Rentenansprüche. Dann zahlt die Bundesagentur für Arbeit Rentenbeiträge an die Deutsche Rentenversicherung BUND: Beziehen Sie ALG I, errechnet sich der Rentenbeitrag aus 80 Prozent Ihres bisherigen Brutto-Einkommens. Das entspricht einer „Rentenminderung“ von 20%. Geringer sind Ihre Ansprüche, wenn Sie Hartz IV beziehen. Seit Januar 2011 werden keine Rentenversicherungsbeiträge mehr von der Agentur gezahlt. Es ist eine „Anrechnungszeit ohne Bewertung“. Das heißt: Die Rente erhöht sich nicht, die Zeit wird aber auf die Wartezeit bis zur Altersrente angerechnet.
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