
Warum ist unser Rücken so anfällig für Schmerzen?
Ein Großteil der Rückenprobleme geht auf mangelnde Bewegung zurück. Wir sitzen heute zu viel. Ein weiterer Faktor ist der Stress, der körperliche Anspannung bewirkt. Diese Anspannung soll helfen, anstehende Aufgaben zu bewältigen – zu fliehen oder zu kämpfen, so wie unsere Vorfahren es noch taten. Heute sorgen Dauerstress und großer Druck dafür, dass aus Anspannung Verspannung wird. Und chronische Verspannung führt oft zu Rückenschmerzen.
Welche Rückenschmerzen plagen uns am häufigsten?
Viele Patienten klagen über Beschwerden, die durch Verspannungen entstehen. Sie sind Zeichen für eine einseitig beanspruchte Muskulatur, wie eben durch zu langes Sitzen. Ein starker, plötzlicher Schmerz im Lendenwirbelbereich, eingeschränkte Beweglichkeit sowie verhärtete Muskeln sind typisch für einen Hexenschuss. Die Ursache lässt sich oft nicht präzise ermitteln. Auch Verrenkungen können Schmerzen auslösen.
Warum haben schon so viele Kinder Rückenschmerzen?
Kinder sitzen durchschnittlich vier bis fünf Stunden täglich vor dem Computer und Fernseher. 15 Prozent der Kinder sind übergewichtig, davon acht Prozent – etwa eine Million – sogar krankhaft übergewichtig. Wen wundert es da, dass 70 Prozent bereits im Alter von 10 bis 17 Jahren gelegentlich über Rückenschmerzen klagen. Die ersten Bandscheibenvorfälle treten schon bei Schulkindern auf. Dabei sollten wir nicht einfach zusehen. Ich rate Eltern dringend, darauf zu achten, dass ihr Nachwuchs in Bewegung bleibt – und zwar vom Krabbelalter bis zum Schulabschluss.
Wie kann ich einem Rückenleiden vorbeugen?
Man kann nicht oft genug drauf hinweisen: Ein Großteil der Rückenprobleme geht auf mangelnde Bewegung zurück. Gestalten Sie Ihren Alltag aktiver. Walking ist ideal, um die Rumpfmuskulatur zu stärken. Bauchtraining verbessert die Haltung, was ebenfalls Kreuzschmerzen vorbeugt. Auch Schwimmen empfehle ich gerne. Es belastet die Gelenke nicht, und der Auftrieb schont die Wirbelsäule.
Was sollte man bei seiner Ernährung beachten?
Die Wirbelsäule muss stabil bleiben und braucht dafür Mineralien. Die Bandscheibe wird ja nicht durch Durchblutung ernährt, sondern erfolgt indirekt durch das umgebende Milieu. Übergewicht bedeutet eine zusätzliche Belastung für Rücken und Gelenke. Mein Tipp: Ernähren Sie sich abwechslungsreich und gesund. Achten Sie zudem auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Das ist für die Elastizität der Bandscheiben wichtig. Trinken Sie 1,5 bis 2 Liter pro Tag.
Ihr SOS-Tipp bei einem akut auftretenden Schmerz?
Plötzlich auftretende Beschwerden sprechen oft gut auf Kälte an. Sie verringert die Stoffwechselaktivität und die Schmerzweiterleitung. Greifen Sie zum Beispiel zu Eiswürfeln, die Sie erst in ein trockenes, dickes Tuch wickeln und dann auflegen. Zur reinen Schmerzlinderung reichend je drei Minuten mehrmals täglich. Bei Entzündungen sind 20 Minuten sinnvoll.
Und wann sollte ich besser zur Wärmflasche greifen?
Wer unter chronischen Kreuzschmerzen leidet, sollte die Partie eher warm halten. Füllen Sie dafür eine Wärmflasche halb, und streichen Sie die noch enthaltene Luft Richtung Flaschenhals aus. So kann sich die Wärmflasche optimal Ihrer Körperform anpassen. Dann auf die Schmerzzone legen.
Kann ich im Notfall eine Schmerztablette nehmen?
Leichte Schmerzmittel können zu Beginn der Beschwerden sinnvoll sein. Sie helfen, beweglich zu bleiben. Länger als einige Tage sollte man die Mittel aber nicht einnehmen. Denn wer länger Schmerzen hat, nimmt eine Schonhaltung ein, die Verspannungen verschlimmern kann.
Und wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Strahlen die Schmerzen ins Bein oder den Arm, sollte man zum Arzt gehen. Das Gleiche gilt, wenn die Beschwerden nach einer Woche nicht besser werden oder sich verschlimmern. Ärztliche Hilfe benötigt man auch, wenn Körperhaltung oder Bewegung nichts am Grad oder an der Lokalisation der Schmerzen ändern oder sie verstärken. Kommt ein Taubheitsgefühl hinzu, dann sofort zum Arzt!
7 Fakten zu Rückenschmerzen
69% der Deutschen klagen über Schmerzen im Rückenbereich – davon zwölf Prozent täglich.
Wie schnell und wie stark die Wirbelsäule verschleißt, bestimmen zu 70% unsere Gene.
Mehr als 40% der Bandscheibenpatienten haben nach einer Operation weiter Schmerzen.
In 85% der Fälle können die Ärzte nicht erklären, warum genau dem Patienten das Kreuz weh tut. Es gibt keine eindeutige Ursache.
60.000 Menschen werden jedes Jahr wegen eines Bandscheibenvorfalls operiert.
Die Wirbelsäule schrumpft im Lauf des Tages. 2 bis 3 cm kann unsere Körpergröße zwischen dem Morgen und Abend deshalb variieren.
Abwarten lohnt sich. Denn in 9 von 10 Fällen verschwinden die Schmerzen nach spätestens 6 Wochen.
Rückenschmerzen vorbeugen im Alltag
Günstig: Schaut man vom PC auf, sollte der Blick (geradeaus) aufs Fenster gerichtet sein.
Ungünstig: Hat man das Fenster im Rücken, spiegelt es. Strengt Augen an.
Monitor
Günstig: Der Bildschirm sollte so eingestellt sein, dass bei entspannter Haltung der Blick auf die Mitte des Monitors trifft.
Ungünstig: Wenn die Tischlampe reflektiert.
Tastatur
Günstig: Sie steht ideal, wenn sie sich in einer Ebene mit Händen und Ellenbogen befindet.
Ungünstig: Wenn sie auf aufgeklappten Füßen höher gestellt ist.
Stuhlrücken
Günstig: Die Rückenlehne sollte verstellbar und gepolstert sein.
Ungünstig: Ist der Stuhlrücken unflexibel, kann das mit der Zeit auf die Bandscheiben gehen.
Sitzhaltung
Günstig: Öfter wechseln, ruhig auch mal lümmeln.
Ungünstig: Die Schildkrötenhaltung: runder Rücken, hochgezogene Schultern, nach vorn geschobener Kopf.
Sitzfläche
Günstig: Eine dynamische Sitzfläche.
Ungünstig: Wenn der Stuhl zu hoch eingestellt ist. Ideal ist ein 90-Grad-Winkel zwischen Ober- und Unterschenkel.