Experten-Tipp: Was tun bei Rosacea?

Experten-Tipp: Was tun bei Rosacea?

Haben wir die pubertätsbedingte Akne erst einmal überstanden, so meinen wir, seien wir vor unangenehmen Hauterkrankungen im Gesichtsbereich gefeit — doch weit gefehlt. Rosacea tritt meist im Alter zwischen 30 und 40 Jahren auf und kann Ähnlichkeiten zur Akne aufweisen. Was ist ursächlich für die chronisch verlaufende, entzündliche Hauterkrankung? Welche Pflegeprodukte können eventuell helfen und wie ist Rosacea von Akne zu untescheiden? Anna Tersteeg, Kosmetologin aus Münster, klärt Sie über die wichtigsten Fakten zum Thema Rosacea auf.

Ist die Rosacea auf einen bestimmten Hauttyp beschränkt oder kann jeder an ihr erkranken?

Anna Tersteeg: Die Ursachen der Rosacea sind sehr komplex und werden bis heute erforscht. Prinzipiell kann jeder an der Rosacea erkranken. Fest steht aber auch, dass die Genetik eine wichtige Rolle spielt. Die empfindliche Neigung der Haut gegenüber inneren oder äußeren Faktoren mit einer Gesichtsrötung zu reagieren wird den Betroffenen häufig in die Wiege gelegt. Das Risiko ist also erhöht, wenn es bereits in der Familie Rosacea-Betroffene gibt. Auch sind vermehrt Personen mit einer sehr hellen Haut von der Hauterkrankung betroffen. Wichtig zu wissen ist auch, dass es sich bei der Rosacea nicht um eine ansteckende Hauterkrankung handelt.

Einzelne Symptome können sowohl bei der Rosacea als auch der Akne auftreten. Wie lassen sich die Hautprobleme unterscheiden?

Anna Tersteeg: Bei der Akne handelt es sich um eine Erkrankung des Talgdrüsenapparates. Drei Faktoren können als Ursache für die Entstehung der Akne verantwortlich gemacht werden: Zum einen ist die Talgdrüsentätigkeit erhöht. Die Haut ist fettig, grobporig und glänzt. Zum anderen kommt es zu einer vermehrten Produktion von Hornzellen, es bilden sich Überverhornungen (Hyperkeratosen), die den Talgdrüsenausführungsgang verstopfen und so den Talg in der Drüse zurückhalten, ein Mitesser (med. Komedo) entsteht. Als dritter Faktor kann die Vermehrung eines Bakteriums angesehen werden. Das Propionibakterium vermehrt sich besonders unter Sauerstoffmangel, fühlt sich in der verschlossenen Talgdrüse besonders wohl und fördert die Entzündung der Talgdrüse. So entsteht aus dem Mitesser eine entzündliche Hautblüte (Pustel oder Papel).

Die Rosacea ist eine chronisch verlaufende Hauterkrankung, die sich vornehmlich im Zentrum des Gesichtes äußert. Ursache der Hauterkrankung ist die vermehrte Ausschüttung eines antimikrobiellen Peptids, eine Art hauteigenes Antibiotikum, das eine Entzündungskaskade in der Haut auslöst. Die Erkrankung ist gekennzeichnet durch erweiterte Äderchen (med. Teleangiektasien), Rötungen, im späteren Verlauf auch durch das Auftreten von entzündlichen Hautblüten wie Papeln und Pusteln. Im Unterschied zur Akne treten bei der Rosacea allerdings keine Komedonen auf.

Zusätzlich kann es bei der Rosacea zu anfallsartigen Rötungen, sogenannten Flushs, kommen. Diese werden durch verschiedene Faktoren ausgelöst, dauern nur wenige Minuten, führen aber nach und nach zu einer Schädigung der Haut und der empfindlichen Blutgefäße.

Warum kann sich die Rosacea gerade im Sommer verschlimmern?

Anna Tersteeg: Die Sonne gilt als Trigger-Faktor der Rosacea. Durch die von der Sonne erzeugte Wärme kommt es zu einer Stimulation der Blutgefäße. Diese stellen sich weit, sodass eine verstärkte Rötung sichtbar ist. Zusätzlich fördern die UV-A und UV-B Strahlen Entzündungsprozesse in der Haut und auch die Neubildung von Gefäßen wird begünstigt.

Welche Auslöser gibt es noch?

Anna Tersteeg: Bei den Auslösern kann man zwischen endogenen, also von innen kommenden Faktoren und exogenen (äußeren) Faktoren unterscheiden. Diese führen zu einer Verschlechterung des Hautbildes und können auch anfallsartige Rötungen hervorrufen. Lang anhaltende physische oder psychische Belastungen sind endogene Faktoren, die zu einer Verschlechterung des Hautbildes führen können. Darüber hinaus können exogene Faktoren wie der Wechsel zwischen Kälte und Wärme, Alkohol oder auch scharfe Gewürze Einfluss nehmen. Auf welchen Faktor man reagiert ist individuell sehr unterschiedlich.

Wie lassen sich die unschönen Hauterscheinungen bei Rosacea mit Hautpflegeprodukten verringern?

Anna Tersteeg: Bei der Reinigung sollte man auf pH-Wert-regulierende Produkte setzten. Die Verwendung eines Gesichtswassers mit saurem pH-Wert schließt die Reinigung ab und stabilisiert den Säureschutzmantel der Haut. Die Pflege der Rosacea sollte aus leichten, fettarmen Formulierungen bestehen, die die Haut nicht belasten. Gelcremes haben zudem eine leicht kühlende Wirkung und sind bei geröteter, überhitzter Gesichtshaut besonders angenehm. Zusätzlich können pflanzliche Wirkstoffe wie Rosskastanie die Gefäße stärken und so vor Rötungen schützen. Auch antientzündlich und beruhigend wirkende Stoffe wie Panthenol eignen sich bei der Pflege gereizter Haut. Darüber hinaus kann die Verwendung von fruchtsäurehaltigen Produkten als Nachtpflege die Regeneration der Haut fördern. Häufig enthalten die Cremes eine Kombination von Fruchtsäuren. Salizylsäure ist durch seine antientzündliche und hornlösende Wirkung bekannt. Sie dient als Wegbereiter für die Glycolsäure. Diese regt die Zellteilungsrate an und stärkt die Strukturen der Haut. Um den negativen Wirkungen der Sonne entgegenzuwirken, ist ein konsequenter Lichtschutz nicht nur in der sonnenreichen Jahreszeit von besonderer Bedeutung. Hier eignet sich ein UV-A und UV-B Breitbandschutz.

Je nach Schweregrad der Rosacea ist eine medizinische Therapie notwendig. Hierbei stellt die Pflege der Haut eine wichtige Unterstützung zur Stabilisierung und Regeneration des Hautbildes dar.

Gibt es Rosacea-Mythen, die sich hartnäckig halten?

Anna Tersteeg: Ja, die gibt es durchaus. Der Mythos, dass es sich bei der Rosacea um eine Erwachsenen-Akne handelt, ist falsch. Beide Erkrankungen unterscheiden sich sowohl in ihrem klinischen Bild als auch in ihren Ursachen. Die für die Akne typische Hautblüte, der Komedo, tritt bei der Rosacea nicht auf. Auch hinsichtlich der Auslöser lassen sich beide Dermatosen (Hautkrankheiten) voneinander unterscheiden.

Die im vorgeschrittenen Stadium auftretende Knollennase wird häufig mit einem erhöhten Alkoholkonsum verbunden. Auch dieser Mythos ist falsch. Ursache der vergrößerten Nase ist eine Wucherung der Talgdrüsen und des umliegenden Gewebes.

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