
1 Eine warme Mahlzeit am Tag ist wichtig
Diese Weisheit stimmt. Wir müssen zwar nicht unbedingt einmal am Tag etwas Warmes essen, um gesund zu bleiben. Doch weil einige Nährstoffe erst beim Erhitzen freigesetzt bzw. für unseren Stoffwechsel verwertbar werden und die warme Mahlzeit eine größere Abwechslung und Vielfalt auf dem Teller garantiert, tut uns ein warmes Mittag- oder Abendessen gut.
2 Werbeversprechen müssen bei uns wahr sein
Grundsätzlich schon, aber Vorsicht! Zum Beispiel bestimmt die EU-Verordnung zu so genannten „Health Claims“: Wirbt ein Hersteller mit gesundheitsbezogenen Aussagen, dann müssen diese wissenschaftlich belegt sein. Das soll die Verbraucher schützen. In Wahrheit benutzt die Industrie Health Claims oft, um durch Zusätze wie „Vitamin C für ein starkes Immunsystem“, „schützt die Zellen“, „hilft der Verdauung“ zuckersüßen Cornflakes und Jogurts oder salzigen Fertiggerichten ein besseres Image zu verpassen. Dem ungesunden Lebensmittel werden fix künstliche Vitamine zugesetzt – schon sind die Aussagen rechtlich ok.
3 Obst und Gemüse essen, heißt natürlich essen
Das stimmt so nicht – und das ist auch gut. Viele Nahrungspflanzen sind in ihrer Wildform ungenießbar oder giftig und erst durch Züchtung in ihren Genen so verändert, dass wir sie verzehren können. Vor allem Getreide und Gemüse sind essbar gezüchtet: Die helle, ungenießbare Wildmöhre wurde erst durch Züchtung orangerot, süß und dick. Kürbisgewächse wie Gurke, Zucchini und Kürbis enthalten in der Wildform giftige Bitterstoffe. Darauf müssen vor allem Hobby-Gärtner achten, denn mischen sich essbare Sorten durch Fremdbestäubung mit Zier- oder Wildgewächsen, können sich im Gemüse giftige Bitterstoffe anreichern und der Verzehr gefährlich werden.
4 Zu viel Gluten ist schädlich und macht krank
Der Aufdruck „glutenfrei“, dazu das Symbol mit der durchgestrichenen Weizenähre, bestärkt das Märchen vom gefährlichen Gluten (Klebereiweiß). Produkte ohne Gluten sind gesünder? Ohne Gluten kann man besser abnehmen? Alles Quatsch! Menschen ohne Zöliakie oder Glutensensitivität geben für glutenfreie Produkte nur unnötig Geld aus. Gluten schadet nicht.
5 Im Zweifel ist auf den Geschmackssinn Verlass
Leider nicht. In einer Studie färbten Forscher Zitronen-Götterspeise rot und Wackelpudding mit Cassis-Geschmack gelb. Die Tester ließen sich durch die Optik täuschen. Farbstoffe wecken bei uns eine bestimmte Geschmackserwartung. Die Industrie nutzt dieses Wissen und färbt z. B. Käse mit Betacarotin gelb, da Verbraucher damit eine gute Qualität verbinden und so der Käse vermeintlich besser schmeckt.
6 Ist Leitungswasser besser als Mineralwasser?
Ja. Und zwar gleich aus mehreren Gründen. Es ist das am strengsten kontrollierte Lebensmittel. Stiftung Warentest bestätigte 2016, dass Leitungswasser im Vergleich zu abgefülltem Mineralwasser die bessere Qualität hat. Wasser aus Plastik-Flaschen ist erwiesenermaßen stärker mit Hormonen belastet, die sich aus dem PET-Material gelöst haben. Leitungswasser ist außerdem besser für die Umwelt, da die Belastung durch Abfüllanlagen, Müll und Transportwege entfällt. Und mit 0,5 Cent pro Liter ist es ein echtes Schnäppchen.
7 Fruchtzucker ist gesünder als Haushaltszucker
Das ist falsch. Fruchtzucker ist mindestens genauso schädlich wie zu viel Kristallzucker. Wahr ist lediglich, dass einige Lebensmittel, in denen er enthalten ist, gesund sind: das Obst. Doch Fruktose wird auch billig aus Mais gewonnen und verarbeiteten Lebensmitteln zugesetzt. Fruktose hemmt die Produktion der Sättigungshormone – das macht dick. Zu viel Fruchtzucker belastet die Leber und kann das Risiko für Darmkrebs erhöhen.
8 Zucker-Alternativen bergen ebenfalls viele Risiken
Das stimmt zum Beispiel für den als gesunde Zuckeralternative angepriesenen Agavendicksaft. Er besteht zu rund 90 Prozent aus Fruktose. Das ist alles andere als gesund. Alle übrigen Dicksäfte sollten wegen des besonders hohen Fruchtzuckergehalts genauso sparsam dosiert werden. Lediglich Honig punktet mit kleinen Mengen gesunder Enzyme und Vitamine. Auch für ihn gilt: Weniger ist mehr.
9 Unsere Großeltern aßen ideal, weil ursprünglich
Früher war alles besser, lautet in Zeiten, in denen Übergewicht und Diabetes Volkskrankheiten geworden sind, ein weit verbreiteter Ernährungsirrtum. Unsere Vorfahren hätten sich viel natürlicher und ursprünglicher, eben direkt vom Feld ernährt. Das stimmt nur teilweise. Denn früher wurde bei Lebensmitteln viel mehr gepfuscht: Gewürze wurden mit Schwermetallen versetzt, Obst mit Arsenverbindungen kandiert und Mehl mitbilligen Resten gestreckt. Es fehlten Kühlmöglichkeiten und kontrolliert wurde wenig. Wer sich informiert, kann sich heute besser ernähren.
10 Der Körper weiß schon, was er braucht
Intuitives Essen nennt sich ein aktueller Ernährungs-Trend, bei dem es darum geht, sich frei von Empfehlungen, Verboten und vor allem ritualisierten Gewohnheiten zu machen und wieder mehr auf seine Bedürfnisse zu hören. Dafür müssen Sie zunächst wieder lernen, echten, rein körperlichen Hunger von Gelüsten z. B. bei Stress, leckeren Gerüchen und optischen Reizen zu unterscheiden. Dann kann intuitives Essen dauerhaft schlank und gesünder machen.
11 Ist Kaffeetrinken nun gut oder schädlich?
Der Mythos: Kaffee macht nervös, belastet Herz und Kreislauf und entzieht dem Körper Flüssigkeit. Alles Unsinn. Kurzfristig erweitert Kaffee die Blutgefäße, der Herzschlag erhöht sich, und das verbessert die Durchblutung aller Organe. Der Stoffwechselrate steigt, und das Risiko für Gallensteine sinkt um 25 Prozent. Kaffee wirkt nach dem Essen verdauungsfördernd und belastet lediglich einen leeren oder empfindlichen Magen. Bis vier Tassen pro Tag sind gesund.
12 Ohne Fleisch fehlt unserem Körper etwas
Wahr ist: Fleisch aus artgerechter Haltung ist ein guter Lieferant für Eiweiß, Vitamine und Mineralstoffe und kann einen Beitrag zu einer ausgewogenen Ernährung leisten. Wahr ist auch: Zu viel Fleisch und Wurst machen krank und erhöhen das Risiko für Darmkrankheiten. Wer sich ohne Fleisch ausgewogen mit Gemüse, Obst, Eiern, Vollkorn, Nüssen, Hülsenfrüchten und Milchprodukten ernährt, dem fehlt auch nichts. Problematisch ist laut DGE eine rein vegane Ernährung, da das Risiko für eine Unterversorgung mit Nährstoffen groß sei.
13 In der Mikrowelle werden Nährstoffe zerstört
Falsch. In der Mikrowelle werden nicht mehr Nährstoffe zerstört als beim Erhitzen auf dem Herd. Sie ist oft sogar schonender. Der weit verbreitete Irrglaube vom verstrahlten Essen konnte in keiner seriösen Studie nachgewiesen werde, so das Bundesamt für Strahlenschutz.
14 Beliebt, aber ungesund? Fertigprodukte im Check
Fertigprodukte – so genanntes Convenience Food – aus dem Supermarkt machen unseren Alltag bequemer und sparen Zeit. Doch mit dem Griff zur Tüte oder Dose geben wir auch die Kontrolle ab. Wie viel Zucker, gehärtete Fette und Zusatzstoffe auf dem Teller landen, wissen
wir nicht genau. Trotzdem sind nicht alle Fertigprodukte ungesund.
TK-Obst und -Gemüse: Sehr empfehlenswert. Schockfrosten direkt nach der Ernte schont die Nährstoffe und den Geschmack. Das gilt auch für TK-Kräuter.
TK-Gemüsegerichte: Empfehlenswert. Vegetarische TK-Gerichte wie Rahmspinat, Buttergemüse und Asia-Pfanne haben überwiegend günstige Fett- und Nährstoffwerte.
Pesto: Empfehlenswert, wenn auf dem Glas „ohne Konservierungsstoffe“ und „ohne Geschmacksverstärker“ steht.
Frischteig-Pasta und -Pizza: Empfehlenswert. Kommen meist ohne Konservierungsstoffe aus.
TK-Fischgerichte: Noch empfehlenswert – bei einem Fettgehalt unter 10 Prozent.
Salatmischungen: Noch empfehlenswert, wenn der Salat deutlich vor dem MHD verzehrt und vorher gewaschen wird.
Konserven: Unterschiedlich. Obst verliert Vitamine, wird mit viel Zucker konserviert. Gemüse verliert auch zu viele Vitamine. Ausnahmen: Tomaten aus der Dose punkten mit Geschmack und hohen Lycopin-Werten (schützt die Zellen). Hülsenfrüchte (außer Erbsen) behalten noch wertvolles Eisen und B-Vitamine.
Tiefkühlpizza: Weniger empfehlenswert. Viel zu hoher Fettgehalt. Oft mit Zusatzstoffen.
Gemüsestäbchen: Nicht empfehlenswert. Fettreich und meist mit mehr Kartoffelbrei als Gemüse.
Komplettmahlzeiten: Ungekühlt nicht empfehlenswert, da erst viele Zusätze das Produkt haltbar machen. Tiefkühlgerichte sind hier besser. Aber: Fast alle enthalten zu viel Salz, Zucker, Fett, Aroma und Geschmacksverstärker.
Tüten- und Instantgerichte: Nicht empfehlenswert. Das ganze Chemielabor mit Geschmacksverstärkern, Aromen und Farbstoffen kommt zum Einsatz, um den Geschmacksverlust beim Trocknen der wenigen „echten“ Zutaten auszugleichen.