
Nach einer Trennung steht man nicht nur vor vielen Scherben, sondern auch vor vielen Fragen. Eine davon ist: Wie geht es jetzt mit uns weiter? Sehen wir uns nie wieder oder nähern wir uns wieder an? Oft fallen sie dann, die Worte, die erst einmal befremdlich klingen: Lass uns doch Freunde bleiben!
Meint er diesen Satz auch wirklich ernst – oder ist das nur eine Floskel?
„Meistens sagt das derjenige, der die Beziehung beendet, um die Situation zu entschärfen“, sagt Ferdinand Krieg. „Er weiß, dass er dem anderen weh tut – und möchte ihn vielleicht trösten. Was nicht heißt, dass er es nicht ernst meinen kann.“ Meist ist es besser, erst einmal auf Abstand zu gehen – auch um dem Verlassenen das Loslassen zu erleichtern. Der Experte empfiehlt in dem Fall: „Sagen Sie zu ihm: ‘Ich glaube, wir sollten uns eine Weile nicht sehen. Du kannst mir Bescheid geben, wenn du darüber hinweg bist‘.“ Wie lange jemand braucht, um eine Trennung zu verkraften, ist unterschiedlich. Viele brauchen ein Drittel der Beziehungs-Länge, manche mehr. „Merken Sie, dass der andere noch nicht so weit ist und sich ein Liebes-Comeback erhofft, dann sollten Sie ihn bremsen“, sagt der Paartherapeut.
Sie müssen Grenzen setzen: Was ist erlaubt und was tabu?
Wer dauerhaft an einer Freundschaft nach der Trennung interessiert ist, muss klar aussprechen: Unser Verhältnis ist nur noch platonisch, da geht nichts mehr! Sich auf einen Kaffee treffen, gemeinsamen Hobbies nachgehen, beim Umzug helfen – alles kein Problem. „Urlaub zu zweit oder ein kuscheliger DVD-Abend wäre aber zu viel des Guten“, so der Experte. „Die Gefahr, sich wieder näher zu kommen, vielleicht sogar im Bett zu landen, ist zu groß – gerade, wenn die Trennung noch nicht lange her ist.“ Dann steht man wieder am Anfang – und macht alles noch komplizierter.
Freundschaft nach Trennung – macht das überhaupt immer einen Sinn?
Sie müssen sich fragen: Ist das, was mich mit dem anderen verbindet, überhaupt noch ausreichend? Der Experte weiß: „Wenn ich in der Beziehung aufgehört habe, mein eigenes Leben zu führen und nur von einem Konflikt in den nächsten geraten bin, wird es schwer, eine echte Freundschaft nach einer Trennung aufzubauen. Wurde man betrogen, ist es meistens sogar unmöglich.“ Heikel wird es besonders dann, wenn Kinder im Spiel sind. Hat man eine Familie gegründet, ist man quasi in der Pflicht, in Kontakt zu bleiben. Schließlich können die Kleinen nichts dafür, wenn Mama und Papa sich streiten. „Da muss man sich zusammenreißen, auch wenn es schwer ist“, sagt Krieg. Ist das Verhältnis sehr zerrüttet, gibt es zwei Strategien: „Manche lassen die Kinder von einem Freund zum Ex-Partner bringen. Andere stellen sich der Situation und belohnen sich zum Ausgleich mit etwas Schönem wie Freunde treffen, Wellness, ein neues Kleid. Das kann helfen!“