Wechseljahre: Was tun bei Schlafstörungen?

Wechseljahre: Was tun bei Schlafstörungen?

Eines der quälendsten Symptome während der Wechseljahre: Ein- und Durchschlafstörungen. Daher fragen wir uns: Was tun bei Schlafstörungen? Müdigkeit in den Wechseljahren ist für viele Frauen ein großes Problem. Lesen Sie jetzt, was dagegen hilft! 

Frau verzweifelt an Schlaflosigkeit© iStock
Viele Betroffene wachen mitten in der Nacht auf und finden einfach nicht mehr in den Schlaf!

Die Wechseljahre sind keine Krankheit – aber ihre Symptome können leider sehr unangenehm werden. Als besonders belastend empfinden die Frauen Schlafstörungen und Müdigkeit in den Wechseljahren. Die Betroffenen wachen oft mitten in der Nacht auf und können dann über Stunden nicht wieder einschlafen. Tagsüber fühlen sie sich wie gerädert. Dr. Sheila de Liz erklärt, was man dagegen tun kann.

Was tun bei Schlafstörungen in den Wechseljahren?

Interview mit Dr. Sheila de Liz, Gynäkologin aus Wiesbaden

Was ist die Ursache für die Schlaflosigkeit?

„In den Wechseljahren nimmt die Qualität der Eizellen in den Eierstöcken mit der Zeit ab, und es  findet kein regelmäßiger Eisprung mehr statt. Das hat zur Folge, dass der Hormonzyklus gestört ist und der Hormonspiegel sinkt. Das erste Hormon, das in den Mangelbereich gerät, ist meist das Progesteron. Progesteron ist unser Entspannungshormon, und wenn das fehlt oder unregelmäßig produziert wird, wirkt sich das auf die Schlafqualität aus. Frauen können dann typischerweise zunächst relativ gut einschlafen, sind dann aber nachts ab drei oder vier Uhr wach und grübeln über Kleinigkeiten oder Probleme.”

Was kann man denn dagegen unternehmen?

„Jede Form von Sport und der Verzicht auf Alkohol können helfen. Sport sollte man aber nicht zu spät am Abend machen, sonst ist man eher aufgeputscht. Ich empfehle mindestens drei Stunden Abstand zwischen Sport und Schlafengehen. Yoga stellt dabei eine Ausnahme dar, es gibt ja auch spezielle Übungen zum Einschlafen. Aber wenn man das Problem schnell beseitigen will, empfehle ich bioidentisches Progesteron. Das gibt es in Kapsel- oder Cremeform, es wird abends angewandt.“

Hört die Schlaflosigkeit wieder von selbst auf?

„Irgendwann hören die Beschwerden tatsächlich wieder auf, aber das kann dauern – wir sprechen ja auch von Wechseljahren und nicht von Wechselmonaten.“

Was passiert, wenn ich nichts unternehme?

„Wenn man seine Schlafprobleme nicht angeht, leidet die Lebensqualität. Der Alltag wird anstrengender, die Qualität der Arbeit leidet, und auch die Menschen, die einem nahestehen, bekommen das mit.“

Sollte ich den Hormonstatus vom Arzt messen lassen?

„Das ist nicht unbedingt nötig, da ein Hormonspiegel immer nur eine Momentaufnahme sein kann, die Kasse zahlt das außerdem nicht. Es ist sinnvoller, eine Therapie zu beginnen und dann nach kurzer Zeit zu schauen, wie es einem damit geht. Eine Hormontherapie ist neben Sport und guter Ernährung eine der Säulen, um die Schlaflosigkeit in den Griff zu bekommen. Schätzungsweise haben immerhin 60 Prozent der Frauen in den Wechseljahren Schlafstörungen.“

Warum fangen Frauen jetzt an, zu schnarchen?

„Durch die Gewichtszunahme in dieser Zeit. Man sollte auch seine Schilddrüse kontrollieren. Denn in den Wechseljahren tritt oft eine Unterfunktion der Schilddrüse auf.“

Tipp: Sibirischer Rhabarber gehört zu den so genannten pflanzlichen Hormonen. Extrakte helfen etwa gegen Hitzewallungen.

Neue Erkenntnisse zur Hormontherapie

Ein Jungbrunnen für Frauen – oder der Verursacher von Krebs, Herzinfarkt, Thrombosen und Lungenembolien? Kaum ein Thema hat die Gemüter in den letzten Jahren und Jahrzehnten so erregt wie die Hormontherapie bei Frauen in den Wechseljahren. 2002 wurde eine Studie mit 160.000 amerikanischen Frauen vorzeitig abgebrochen, weil sich immer deutlicher zeigte, dass zugeführte Hormone in den Wechseljahren mehr schaden als nutzen.

Krebs und Herzinfarkt

Aber in den letzten Jahren haben weitere Studien weitgehend Entwarnung gegeben: Die Sterblichkeit von Frauen, die Hormone genommen haben, ist insgesamt nicht erhöht, und auch die Sterblichkeit an Krebs, Infarkt, Thrombosen und Embolien steigt nicht an. Diese Langzeitstudie mit 27.000 Frauen lief immerhin 18 Jahre.

Kurzfristige Hilfe

Das ist natürlich kein Freibrief dafür, Hormone ohne große Not nur zur Vorbeugung von Krankheiten wie Herzinfarkt oder Osteoporose einzunehmen, warnen die Ärzte. Aber wenn eine Frau unter massiven Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen, Schlaflosigkeit und Stimmungsschwankungen leidet, dann können die Hormone kurzfristig gut helfen. Die Betonung liegt dabei auf kurzfristig.

Nicht zur Vorbeugung

Denn andere Studien zeigen deutlich: Bei Frauen, die ein Jahr oder länger Hormone nehmen, steigt das Risiko für einen Herzinfarkt von zwei Frauen pro tausend auf drei bis sieben pro tausend Frauen. Das Risiko für Thrombose steigt von zwei pro tausend Frauen auf vier bis elf pro tausend. Bei einer längeren Hormongabe steigt auch das Risiko für Schlaganfall, Brustkrebs, Gallenleiden und Lungenkrebs. Ab 65 Jahren bekommen die Frauen vermehrt Demenz.

Symptome lindern

Das Fazit, das die Mediziner ziehen: Langfristig sind Hormontherapien schädlich, sie können das Risiko für viele Krankheiten wie Krebs und Herzinfarkt erhöhen. Aber mit einer kurzfristigen Gabe werden quälende Wechseljahrs-Symptome wie Schlaflosigkeit oder Hitzewallungen gut gelindert. Hormone gibt es als Kapsel, Gel, Pflaster, Creme oder auch als Spray.

Die drei Phasen des Wechsels

Prämenopause: Erste Symptome: Blutungsstörungen, der Eisprung bleibt öfter mal aus, die Fruchtbarkeit nimmt ab. Die Prämenopause dauert meist vom 40. bis zum 45. Lebensjahr.

Perimenopause: Sie beginnt ein bis zwei Jahre vor der Menopause (letzte Monatsblutung). Der sinkende Östrogenspiegel verursacht typische Wechseljahrsbeschwerden.

Postmenopause: Sie beginnt nach der Menopause und dauert etwa zehn Jahre. Die Hormone pendeln sich nach und nach wieder ein. Mit ca. 65 sind die Symptome verschwunden.

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