
Wer Stress vermeiden will, darf eigentlich gar nicht aufstehen. Denn Stress begleitet uns den ganzen Tag. Aber: Es gibt guten und es gibt schlechten Stress – Eustress und Disstress. Eustress haben wir bei Vorfreude oder nach einem Erfolg: Der Puls wird schneller, Hormone werden ausgeschüttet, Angst oder Zwang fühlt man nicht, es geht einem gut. Anders beim Disstress: Er wird vor allem verursacht durch Druck im Job, den eigenen Perfektionismus, zu wenig Zeit, zu viele Aufgaben – das Gefühl, sich endlich zu entspannen, stellt sich kaum noch ein. Stress nimmt jeder Mensch anders wahr: Der eine steckt ihn locker weg, der andere bricht beinahe zusammen. Auf die Dauer macht Stress dick und krank. Schuld ist das Stresshormon Cortisol. Es setzt den Körper in Alarmbereitschaft, damit er bei Gefahr fliehen oder kämpfen kann. Bei Dauerstress ist auch der Cortisolspiegel im Blut dauerhaft erhöht. Das kann zu Schlafstörungen führen und das Immunsystem schwächen. Gesund ist das verständlicherweise nicht. Höchste Zeit, um runterzukommen. Nur wie? Wie kann ich effektiv Stress abbauen? Dabei helfen unsere Experten-Tipps!
Ralf Ohrmann
Sportwissenschaftler und Ernährungscoach
www.athlesys.de
„Die Stresshormone müssen verstoffwechselt werden“
Bei Stress werden Stresshormone ausgeschüttet. Diese Hormone können nicht abgebaut werden, der Körper kann sie nur verstoffwechseln. Und das geht einzig und allein durch Bewegung. Damit meine ich nicht, dass man jetzt in den nächsten Park stürzt, 15 Runden joggt und mit hochrotem Kopf und völlig fertig wieder herauskommt – nein, das bedeutet zusätzlichen Stress, das entspannt nicht. Ich meine niedrigschwelligen Sport wie Spazierengehen, ganz leichtes Joggen oder im Treppenhaus die Stufen hinauf- und hinuntergehen. Das kann Stress abbauen. Auch sollte man Zucker meiden. Zucker macht den Kopf und den Körper verrückt, er macht uns aggressiver, angriffslustiger und insgesamt unruhiger. Ich rate zum Verzicht.
Dr. Manfred Oetting
Psychologe und Stress-Experte
www.oetting-mcg.de
„Geben Sie dem Stressgefühl erst gar keine Chance“
Machen Sie sich klar: Stress entsteht zu allererst im Kopf. Den ersten Schritt zu mehr Entspannung haben Sie schon getan, wenn Sie darauf vertrauen, dass Sie Ihr Arbeitspensum auch dann schaffen, wenn Sie zwischendurch die Beine hochlegen. Allein so ein kurzes Abschalten verhilft zu mehr Gelassenheit und baut Stress ab. Nehmen Sie die Spaß-Komponente bei der Bewältigung Ihrer Aufgaben ernst. Meint: Belohnen Sie sich zwischendurch, indem Sie sich mit Dingen beschäftigen, die Ihnen Freude machen. Und ganz wichtig: Lachen Sie sich morgens vor dem Spiegel an. Dann beginnt der Tag gleich viel entspannter.
Matthias Vette
Stresstherapeut und Mental-Trainer
www.justme-coach.de
„Richten Sie Ihr Augenmerk auf die erfreulichen Dinge“
Läuft alles schief, rufen Sie sich fünf erfreuliche Dinge ins Bewusstsein. Die Zahl hört sich hoch an, aber darin liegt der Sinn der Übung. Wer sich an eine Hand voll positiver Aspekte einer Situation erinnert, dem fallen auch noch mehr ein.
Dr. Volker Busch
Neurologe und Psychotherapeut
www.drvolkerbusch.de
„Pflegen Sie Ihre Freundschaften und Beziehungen“
Untersuchungen haben gezeigt, dass schon die bloße Anwesenheit eines lieben Menschen in belastenden Situationen die Stressantwort im Gehirn deutlich reduziert. Sie spenden Solidarität und schenken Ablenkung. Also: Genießen Sie Ihre Beziehung, Ihre Freundschaften, und zeigen Sie Interesse an Ihren Mitmenschen, anstatt den Stress Überhand nehmen zu lassen.
Gabriele Vincke
Motivations-Trainerin
www.gabrielevincke.com
„Setzen Sie sich realistische Ziele. Feiern Sie Ihre Erfolge“
Wenn Sie ein größeres Projekt vor sich haben: Teilen Sie es in kleine, greifbare Ziele auf. Da lacht auch das Belohnungszentrum im Gehirn: Wir arbeiten gleich viel motivierter. Notieren Sie Ihre positiven Leistungen in ein Glückstagebuch, und schauen Sie sich diese Zeilen einmal pro Woche an. Das stärkt das Selbstbewusstsein und schenkt Freude, Stress baut sich ab. Werden Sie sich Ihrer individuellen Stärken bewusst, denn das ist der Schlüssel zu einem gesunden Selbstbewusstsein und damit zu mehr innerer Entspannung. Um die eigenen Stärken aufzuspüren, hilft es, im Freundes- und Bekanntenkreis nachzufragen, was man an Ihnen schätzt. Erinnern Sie sich an Situationen, in denen Ihnen etwas besonders gut gelang.
Peter Beer
Autor und Gründer der Achtsamkeits-Academy
www.peter-beer.de
„Finden Sie heraus, was sich ändern lässt und was nicht“
Die wichtigste Fähigkeit, um den Überblick und seine Handlungsfähigkeit zu bewahren, ist, zu sortieren, was man verändern kann und was nicht. Schreiben Sie alle Probleme auf, und ordnen Sie diese drei Kategorien zu. In der ersten steht alles, was Sie aktiv verändern können. In der zweiten landen die Bereiche, in denen Sie andere Menschen unterstützen können. In die dritte Kategorie gehört alles, was Sie nicht verändern können. Fragen Sie sich: Was kann ich konkret tun? Wo kann ich helfen, und wie schaffe ich es, die Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann? So lässt sich Stress effektiv abbauen.