
Mit kletternden Temperaturen können wir wieder mehr Haut zeigen. Bei Menschen, die unter der chronischen Hautkrankheit Schuppenflechte leiden, ist das Vergnügen jedoch oft getrübt. Sie genieren sich wegen der silbrigen Hautstellen. Auch wenn die Autoimmunkrankheit Psoriasis, so der medizinische Name, nicht ansteckend ist, reagieren andere oft irritiert. Doch Betroffene müssen nicht auf T-Shirts und Shorts verzichten. Es gibt gute Möglichkeiten, die Folgen des Hautleidens weniger sichtbar zu machen.
Was ist Psoriasis?
Der Name kommt aus dem Griechischen: „Psao“ bedeutet „ich kratze“. Psoriasis ist der medizinische Ausdruck für Schuppenflechte. Kratzen ist eine Begleiterscheinung der Krankheit. Der deutsche Name Schuppenflechte deutet auf das Aussehen hin: silbrige Schuppen und entzündlich gerötete Haut.
Die Haut eines gesunden Menschen erneuert sich innerhalb von 26 bis 28 Tagen. Bei Patienten mit Schuppenflechte ist diese Zeitspanne auf eine Woche verkürzt. Die Folge: Die neuen Hautzellen bilden glänzende Schuppen auf begrenzten Abschnitten, außerdem ist die Haut auf diesen Abschnitten sehr stark durchblutet und rot. Diese Form – die so genannte Psoriasis vulgaris – haben etwa 97 Prozent der Patienten.
Symptome der Schuppenflechte
Schuppenflechte kann aber auch an den Nägeln, in den Handflächen und unter den Fußsohlen auftreten. Manchmal zeigt sich die Krankheit durch eitrige Pusteln, manchmal sind es nur stecknadelgroße Punkte auf dem gesamten Körper. Die Diagnose sollte immer ein Hautarzt stellen. Denn nicht alles, was schuppt, ist automatisch eine Schuppenflechte. Manchmal wird die Psoriasis mit einer Pilzerkrankung verwechselt. Bei rund 20 Prozent der Patienten erkranken auch die Gelenke, das ist die so genannte Psoriasis-Arthritis. Die Gelenke schmerzen, die Bewegungsabläufe sind deshalb eingeschränkt. Hier ist die Diagnose besonders schwierig, wenn die Haut nicht ebenfalls betroffen ist.
Schuld an neuen Schüben: bestimmte Nervenbotenstoffe
„Ausgelöst werden die Schübe durch Aktivitäten im Gehirn, die in den emotionalen Hirnbereichen zur Verstärkung von Nervenbotenstoffen führen. Über die Blutbahnen oder auch direkt über Nervenfasern gelangen sie bis in die Haut. Diese Botenstoffe stimulieren das bereits überaktive Abwehrsystem zusätzlich und bewirken, dass sich Hautentzündungen verstärken, oder gar erst entwickeln“, erklärt der Psychodermatologe Prof. Dr. Uwe Gieler von der Universität Gießen.
Was hilft gegen Schuppenflechte?
Mit der richtigen Therapie können die Symptome deutlich verbessert, manchmal sogar komplett unterdrückt werden. Um sich gegen neue Krankheitsschübe zu wappnen, sollten Patienten den Umgang mit Stress trainieren. Neben der progressiven Muskelrelaxation hat man gute Erfolge mit der Achtsamkeitsmeditation erzielt, wie eine US-Studie belegt. Dabei entwickeln Patienten ein genaueres Verständnis für ihren Körper und wie sie Regungen wahrnehmen, ohne sie zu bewerten. Nach etwa 30 bis 40 Tagen hatte sich das Hautbild der Studienteilnehmer gebessert. Ist der Leidensdruck groß, kann man in einer Verhaltenstherapie lernen, besser mit Schamgefühlen umzugehen und die persönliche Einstellung zu ändern. „Wenn es gelingt, durch das Lösen emotionaler Probleme sich selbst besser zu regulieren, treten die Hautveränderungen weniger stark auf“, bestätigt Prof. Gieler.
Schuppenflechte ist nicht ansteckend, und sie ist auch keine neue Zivilisationserscheinung – schon im Alten Testament gibt es Hinweise auf Patienten mit dieser Hautkrankheit. Sie ist genetisch bedingt und unheilbar – die Symptome lassen sich aber sehr gut behandeln.
Die Haut Tag für Tag angemessen pflegen
Bei leichteren Psoriasis-Formen kommen meist wirkstoffhaltige Salben und Cremes zum Einsatz. Bei mittelschweren bis schweren Verläufen werden neben UV-Licht-Therapien oder Solebädern häufig Tabletten und Spritzen verschrieben. Bringt auch das keine Besserung, können hochwirksame Biologika, zum Beispiel mit dem Wirkstoff Secukinumab, helfen. Die Berliner Dermatologin Prof. Dr. Wiebke Ludwig-Peitsch rät: „Psoriasis-Patienten sollten täglich eine rückfettende Hautpflege benutzen – auch wenn die Schuppenflechte schon gut unter Kontrolle ist. Das kann helfen, Schübe zu verhindern.“ Wichtig: den Körper ganz eincremen, nicht nur die betroffene Stelle. „Die Cremes können auch milde schuppenlösende Bestandteile enthalten, also Keratolytika. Sehr gut wirksam ist Harnstoff, auch bekannt als Urea, in einer Konzentration von drei bis zehn Prozent“, so die Hautärztin.
Extra-Behandlung für die gereizte Kopfhaut
Häufig ist auch die Kopfhaut befallen. „Bei der Haarpflege sollten Psoriatiker so genannte keratolytische Shampoos verwenden. Sie enthalten schuppenlösende Wirkstoffe wie Guanidinglykolat oder auch Entzündungshemmer wie Bisabolol.“ Am besten bespricht man die Wahl mit dem Hautarzt. „Und bei gereizter Kopfhaut keine feinen Kämme benutzen, besser sind grobe Bürsten“, rät die Expertin.
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